Sony ZV-1F: Vlogging-Kompakte im Praxistest
Sony hat mit der ZV-1F eine neue Kompaktkamera vorgestellt, die sich als günstigere Option zur ZV-1 in erster Linie an Vlogging-Einsteiger richtet. Fotografen werden einige Funktionen vermissen.
Der Vlogging-Trend geht weiter. Mit der ZV-1F schickt Sony eine Kompaktkamera mit einem 1-Zoll-Sensor ins Rennen, die sowohl 20,1-Megapixel- Fotos als auch Ultra-HD/30fps-Videos aufzeichnet und in ihrer Bedienung vor allem auf Content Creator ausgerichtet ist.
Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von rund 650 Euro startet die ZV-1F etwas günstiger in den Markt als das rund zwei Jahre alte Schwestermodell ZV-1 mit damals 800 Euro (UVP). Der niedrigere Preis geht allerdings mit deutlichen Einsparungen einher.
So verzichtet Sony auf den schnellen Phasen-Autofokus, auf einen RAW-Modus, auf optischen Zoom und auf den Multi-Interface-Zubehörschuh. Gut gefallen haben uns dafür die USB-Ladefunktion und die Möglichkeit, Videoinhalte mit der ZV-1F live zu streamen.
Inhalt
Festbrennweite und „Cold Shoe“
Mit ihren Gehäuseabmessungen von 106 x 60 x 46 Millimetern und einem Gewicht von 255 Gramm inklusive Akku und Speicherkarte fällt die ZV-1F angenehm kompakt und leicht aus. Beim Objektiv setzt Sony auf eine 20-mm-Festbrennweite (KB). Das gibt Vlogger: innen die Gelegenheit, etwas mehr von der Umgebung aufzunehmen, als das mit der Anfangsbrennweite von 24 mm (KB) bei der ZV-1 möglich ist.
Während das Schwestermodell ZV-1 mit einem optischen Zoom und einer Brennweitenspanne von 24–70 mm (KB) aufwartet, kann mit der Zoomwippe der neuen ZV-1F nur bis zu 4-fach digital gezoomt werden.
Das Ergebnis: Fotos sind bei digitaler Vergrößerung mit nur leichten Artefakten durchaus brauchbar. Schwieriger wird es beim Filmen. Hier werden Kanten bei der Verwendung des Digitalzooms sehr stufig wiedergegeben. Dadurch wirken Videos unscharf.
Das auf der Rückseite verbaute Touchdisplay ist für Selfies und First-Person-Videoinhalte zur Seite schwenk- und nach vorne drehbar. Dazu kommen das aus der ZV-1 übernommene, interne 3-Kapsel-Mikrofon und ein Zubehörschuh. Bei Letzterem handelt es sich in der ZV-1F-Sparversion allerdings um einen sogenannten „Cold Shoe“.
Sprich: Es gibt keine elektronische Verbindung zur Kamera und damit auch keine Datenübertragung. Während man mit dem Multi-Interface-Zubehörschuh der ZV-1 Aufsteckblitze ansteuern oder die Audiosignale eines externen Mikrofons übertragen kann, fallen diese Vorteile bei der ZV-1F weg. Bei Bedarf lässt sich aber das kleine, optionale Sony-Mikrofon ECM-G1 über den seitlichen 3,5-mm-Klinkeneingang der ZV-F1 per Kabel anschließen.
Nützliche Direkttasten
Sony hat mit der ZV-1F vor allem Foto- und Video-Einsteiger im Blick. Um die Bedienung zu erleichtern, gibt es zwei hilfreiche Direkttasten, die aus der ZV-1 übernommen wurden. Über die Bokeh-Taste auf der Gehäuseoberseite ganz rechts öffnet die Kamera automatisch die Blende auf die maximale Öffnung f/2 und ermöglicht in Verbindung mit dem für Kompaktkameras großen 1-Zoll-Sensor eine schöne Hintergrundunschärfe.
Das funktioniert am besten mit Motiven, die im Bildvordergrund scharf gestellt werden. Wer in seinen Vlogging-Beiträgen Produkte vorstellen möchte, wird an der Funktion für Produktpräsentationen Gefallen finden. Die lässt sich im Aufnahmemodus über die doppelt belegte Papierkorb-Taste starten.
Bei aktivierter Funktion wird der Autofokus so eingestellt, dass er automatisch von den Augen der Vloggerin oder des Vloggers auf den Gegenstand wechselt, der nach vorne vor die Kamera gehalten wird. Als kleine Hilfestellung blendet die ZV-1F einen roten Rahmen auf dem Display ein, sobald die Videoaufnahme gestartet wurde. Das erspart die Überprüfung, ob die Aufnahme auch tatsächlich läuft.
Kontrastbasierter Autofokus Was den Autofokus betrifft, ist es schade, dass Sony in der ZV-1F auf den schnellen Phasen- AF verzichtet. Der rein kontrastbasierte Autofokus ist im Vergleich nicht ganz so flott.
Bei Videos im Selfiemodus ist die Gesichtserkennung bei Bewegungen auch am helllichten Tag hin und wieder aus dem Tritt gekommen und brauchte ein oder zwei Sekunden, um die Schärfe wieder auf das Gesicht zu legen. Der elektronische Bildstabilisator gleicht leichte Verwacklungen ganz gut aus. Sehr überrascht hat uns die fehlende RAW-Option. Die Kamera fotografiert ausschließlich JPEGs.
Bildquallität: Details und Schärfe im Check
Der ein Zoll große CMOS-Sensor der ZV-1F löst mit 20,1 Megapixel auf und bietet eine Standard- ISO-Empfindlichkeit von 125 bis 12.800. Bis einschließlich ISO 800 zeigen die Bilder im Praxistest eine sehr gute bis gute Schärfe. Ab ISO 1.600 nehmen die Details erst leicht, danach aber zunehmend stärker ab. Bildrauschen wird ab ISO 800 leicht sichtbar. Ab ISO 1.600 kommen Artefakte hinzu.
Unser Fazit
+ Großer 1-Zoll-Sensor, nützliche Direkttasten, zum Streamen geeignet
– Kein optischer Zoom, kein RAW-Modus, nur Cold-Shoe, Autofokus nur über Kontraste
Die Sony ZV-1F bietet zwar Ultra- HD-Videos, Streaming und nützliche Direkttasten zu einer „günstigeren“ UVP gegenüber der ZV-1 – die Einsparungen sind aber so groß, dass 649 Euro eigentlich zu teuer sind. Zudem gibt es die besser ausgestattete ZV-1 inzwischen schon für 679 Euro.
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