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Unterwasserfotograf Volker Lonz im Interview – Unterwasserfotografie

Für den Fotografen Volker Lonz ist die faszinierende Welt unter Wasser ein ganz besonderer Ort. Seit er im Jahr 2000 mit dem Tauchen begonnen hat, stehen inzwischen rund 2.700 Tauchgänge in seinem Logbuch.

Für seine beeindruckenden Unterwasser-Aufnahmen, die neben prächtigen Farben auch viele skurrile Unterwasser-Wesen zeigen, reiste er weltweit zu Tauchzielen wie den Philippinen, Griechenland, Mexiko, Indonesien, Thailand, Ägypten, den USA, der Karibik und Mauritius.

Wir haben mit dem „Druckluft-Junkie“ über seine Unterwasser-Leidenschaft, seine Ausrüstung und seine Tipps für beeindruckende Farben im tiefen Wasser gesprochen.

Volker, was begeistert dich an der Unterwasserfotografie?

Für mich ist es ein Privileg, unter Wasser in eine so besondere Welt einzutauchen, die viele Menschen wahrscheinlich niemals live erleben werden. Unter Wasser fühle ich mich fernab der Zivilisation. Die alltäglichen Umgebungsgeräusche verschwinden.

Ich fühle mich reduziert und werde dadurch zu einem Teil des Naturschauspiels, das sich mir unter der Wasseroberfläche bietet.

Ich war teilweise so überwältigt von Momenten, die für mich so groß und so einzigartig waren, dass ich die Kamera auch schon mal ausgeschaltet habe, um den Augenblick bewusst zu genießen.

Unterwasserfotografie
Riffszene: Weichkoralle und Taucher (© Volker Lonz)

Wie findest du deine Motive? Gibt es bestimmte Stellen, die unter Tauchern und Unterwasserfotografen bekannt sind?

Es ist immer die Frage, was man gerne fotografieren möchte. Es gibt zum Beispiel Tauch-Spots, die für Großtiere wie Mantarochen, Wale und Haie bekannt sind. Fotografiert man hingegen gerne Makros und skurrile Wesen, dann ist zum Beispiel die Insel Lembeh vor der Nordostküste von Sulawesi in Indonesien ein legendärer Anlaufpunkt.

Die Lembeh Strait ist eine Wasserstraße, auf der Fährboote, Auslegerboote aber auch größere Schiffe unterwegs sind. Unter Wasser ist es dort auf den ersten Blick eher eintönig und dreckig.

Es gibt einiges an Zivilisationsmüll wie Flipflops, Plastikbecher, Chipstüten, Konservendosen und Glasflaschen, die hier achtlos entsorgt wurden und so für manchen Meeresbewohner zum zuhause werden.

Wenn man genau hinsieht, entdeckt man faszinierende Lebewesen in unglaublichen Farben. Oft mit einer Tarnung, die einen erst auf den zweiten oder dritten Blick das Tier erkennen lässt. Da steige ich teilweise benebelt vor Glück aus dem Wasser.

Das ist einfach unglaublich beeindruckend. Einige Bilder von meinen Tauchgängen in der Lembeh Strait habe ich in einem großformatigen Bildband veröffentlicht.

Himmelsgucker (© Volker Lonz)

Mit welchem Equipment bist du unter Wasser unterwegs?

Ich habe vor 17 Jahren mit einer kleinen Sony-Cybershot-Kompaktkamera in einem Kunststoffgehäuse angefangen, um erstmal zu schauen, ob die Unterwasserfotografie überhaupt etwas für mich ist. Irgendwann merkte ich, dass ich mit der Kompakten zu sehr limitiert war.

Manche Bilder ließen sich nicht so umsetzen, wie ich mir das gewünscht habe.

Ich habe mir dann eine größere Kamera mit passendem Unterwassergehäuse gekauft, aber leider im ersten oder zweiten Urlaub versenkt, weil Wasser in das Gehäuse gelaufen ist. Seitdem verwende ich nur noch Unterwassergehäuse des Herstellers Seacam.

Jedes Gehäuse entsteht in Handarbeit und die Bedienung ist bestens durchdacht.

Anemonen-Partnergarnele (© Volker Lonz)

Ich habe mir seitdem rund alle sechs Jahre eine neue Kamera gekauft und fotografiere aktuell mit einer Nikon D810. Dazu kommen die beiden Makro-Objektive AF-S VR Micro-Nikkor 105 mm 1:2,8G IF-ED und AF-S Micro-NIKKOR 60 mm 1:2,8G ED und ein Kenko 1,4-fach-Telekonverter Pro300, den ich teilweise mit den Makro-Objektiven kombiniere, um noch mehr Details der Unterwasser-Lebewesen abbilden zu können.

Darüber hinaus kommen bei mir ein Sigma 30mm F1,4 DC HSM Art und für Weitwinkelaufnahmen das Nikon AF Fisheye 10.5 mm 1:2,8G ED zum Einsatz.

Für das notwendige Licht sorgen zwei Inon z330 Unterwasserblitze, die mit flexiblen Blitzarmen am Gehäuse befestigt sind.

Dazu kommen selbstgebastelte Snoots (Lichtformer) mit Materialien aus dem Baumarkt, Flip-Adapter mit einer Weefine +13 Makro-Vorsatzlinsen, zwei Unterwasser-Fokuslampen und eine kleinformatige, strukturierte Plexiglasplatte als Reflektor, um Schatten aufzuhellen.

Makro Setup (© Volker Lonz)

Deine Unterwasseraufnahmen begeistern unter anderem durch ihre schönen, strahlenden Farben. Wie gelingt es dir, im Dunkeln unter Wasser eine solche Farbenpracht einzufangen?

Da kommt ein bisschen die Physik ins Spiel. Das Wasser absorbiert (verschluckt) Farben. Je tiefer ich tauche, desto mehr Farben gehen verloren. Nach fünf Metern verschwindet unter Wasser zum Beispiel die Farbe Rot. Das wirkt dann eher bräunlich. Dann verliert sich Orange, gefolgt von Gelb.

Grüne Farben kann man noch bis 50 Meter wahrnehmen und ab 60 Metern gibt es dann nur noch das Blau. Die Farben verlieren sich, weil das Sonnenlicht an der Wasseroberfläche gebrochen wird und sich dadurch die Wellenlänge ändert.

Aber durch den Einsatz meiner beiden Blitzlichter bringe ich die Farben zurück. Die Farben sind ja nach wie vor da, es fehlt nur die Reflexion von weißem Licht. Das, was wir sehen, sind im Endeffekt nur Reflexionen, die durch Licht entstehen.

Wenn ich unter Wasser meine Blitze auslöse, dann „explodieren“ regelrecht die Farben. Rot ist zum Beispiel eine sehr dominante Farbe unter Wasser, auch wenn wir diese Farbe ohne extra Licht in der Tiefe nicht wahrnehmen können.

Samtanemonenfisch (© Volker Lonz)

Welche drei Tipps würdest du Fotograf:innen mit auf den Weg geben, die in die Unterwasserfotografie einsteigen möchten?

Tauchen ist das A und O. Wer unter Wasser fotografieren möchte, darf eigentlich nicht mehr so viel an das Tauchen selbst denken.

Es ist wie beim Führerschein. Am Anfang kontrolliert man sich über die Maßen, aber mit der Zeit kommt die Routine und damit oft der eigentliche Spaß. Wer also fotografieren möchte, sollte so oft wie möglich Taucherfahrung sammeln.

Als zweiten Tipp empfehle ich, nicht gleich mit einer großen Ausrüstung einzusteigen. Ich habe selbst zuerst zwei Tauchreisen mit einer kleinen Kamera gemacht, bevor ich mich für etwas Größeres entschieden habe.

Mir war damals klar, dass eine professionellere Unterwasser-Fotoausrüstung schnell ins Geld geht und mit meiner Entscheidung dann künftig hauptsächlich Tauchreisen in Frage kommen.

Wenn ich an mein Equipment denke, kostet allein das Seacam-Unterwassergehäuse rund 4.300 Euro. Dazu kommen die Kamera, die Objektive, die Blitze samt Blitzkabel und Ersatzkabel, die Zubehörarme und noch einiges mehr. Da gehe ich mit 11.000 bis 12.500 Euro ins Wasser.

Bevor man so viel Geld ausgibt, sollte man sicher sein, dass man auch dauerhaft unter Wasser fotografieren möchte.

Riffszene: Juwelenbarsch (© Volker Lonz)

Als drittes empfehle ich, sich bereits vorher zu Hause mit der Kamera und möglichen Blitz-Setups zu beschäftigen.

Sonst ist man vor Ort enttäuscht, wenn die Aufnahmen nicht so gelingen, wie man sich das vorgestellt hat. Ich beginne zum Beispiel schon 6-7 Wochen vor der Reise damit, alles zusammenzubauen und auszuprobieren.

Vor allem die Makro-Aufnahmen sind unter Wasser eine Herausforderung. Deshalb baue ich mir schon zu Hause kleine Szenarien mit Spielzeugfiguren auf, um wieder ein Gefühl für die Lichtsetzung und den Naheinstellbereich meiner Makro-Objektive zu bekommen.

Wenn ich dann später unter Wasser bin und mir der Tauch-Guide ein Signal gibt, dann kann ich die Kamera schon beim Antauchen des Motivs einstellen und die Blitze in eine gute Grundposition ausrichten. Durch die Vorbereitung geht das dann viel schneller.

Gibt es aus deinen vielen Foto-Exkursionen ein schönes Erlebnis, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Da gibt es so viele schöne Erlebnisse. Man kann auf jeden Fall sagen, dass Sulawesi und die umliegenden Inseln mein Top-Reiseziel sind.

Gut 65 Prozent meiner Tauchgänge haben in diesem Gebiet stattgefunden. Es gibt dort einfach so viele Möglichkeiten und eine so große Vielfalt, um sowohl Makros als auch weitwinklige Aufnahmen zu fotografieren.

Von farbenfrohen Riffen mit vielen Fischen und Weichkorallen bis hin zum Muck Diving (meistens dunkles Sediment, Drecksubstart) mit seiner Welt der sogenannten Critter (außergewöhnliche, bizarre und/-oder seltene Tiere).

Feilenfisch in einem Haarstern (© Volker Lonz)

In der Nähe von Europa gehört Ägypten zu meinen Topspots. Hier bietet sich besonders eine Liveaboard an. Dabei fährt man mit einem Safariboot eine Woche oder länger auf dem Meer verschiedene Tauchspots ab.

Ein wunderbares Erlebnis, wenn 360 Grad um einen herum bis zum Horizont nur Wasser ist. Das Offshore-Tauchen, also im offenen Meer abzutauchen, ist auch für den erfahrensten Taucher immer wieder ein Erlebnis.

Man sollte um die 50 geloggte Tauchgänge haben, denn es kommt vor, dass man beim Abtauchen keine Referenz hat und das Riff erst nach einigen Metern in der Tiefe sichtbar wird. Unten nichts, links nichts, rechts nichts, reines Schweben im Blau. Das hat schon bei manchem Anfänger Ängste ausgelöst.

Am Riff selbst tobt dann das Leben. Tanzende Fischschwärme, mit etwas Glück patrouillierende Haie, große Gorgonienfächer und Weichkorallen in einer Farbpalette, die keine Wünsche offen lässt.

Das macht schon richtig Spaß. Die Safariboote sind nur leider inzwischen recht kostenintensiv geworden. Aber es lohnt sich. Das Rote Meer hat ein einzigartiges Blau.

Für mich ist es mit das schönste Blau, das ich bisher erleben durfte.

Der Fotograf

Volker Lonz hat im Jahr 2000 seinen Tauchschein gemacht und kurz danach die Unterwasser-Fotografie für sich entdeckt. Von seinem Wohnort in Düsseldorf zieht es ihn an Tauchziele weltweit.

Ursprünglich in den Bereichen Grafik und Druck tätig, ist Volker Lonz inzwischen im Ruhestand und freut sich darüber, mehr Zeit unter Wasser verbringen zu können.

Mit seinen faszinierenden Aufnahmen hat er an nationalen und internationalen Wettbewerben teilgenommen.