Weitwinkelzooms zum fairen Preis
Du möchtest dein Stativ zu Hause lassen und mit möglichst leichter Ausrüstung unterwegs sein? Wir zeigen fünf kleine und leichte Top-Weitwinkelzooms für Aufnahmen aus der Hand.
Bei der Planung einer Foto-Tour ist es grundsätzlich eine gute Idee, sich auf unerwartete Aufnahmesituationen und andere Eventualitäten vorzubereiten. Das kann allerdings schnell dazu führen, dass man als Fotograf:in mit einem großen, schweren Rucksack voller Kameras, Objektive und weiterem Zubehör loszieht. Um das zu vermeiden und den Rücken zu schonen, kann auch ein etwas anderer Ansatz mit einer deutlich reduzierteren Ausrüstung eine gute Alternative sein.
Wie wäre es, wenn du nur eine Kamera mit lediglich einem angesetzten Objektiv mitnimmst? Für die Landschaftsfotografie bedeutet das, dass du weiter wandern, höher klettern und dich in einem Gelände bewegen kannst, das mit einer schweren Ausrüstung und einem Stativ nur schwer zu passieren wäre.
In der Streetfotografie bist du zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln mit nur einer Kamera-Objektiv-Kombination ebenfalls viel mobiler und erwecken außerdem weniger Aufmerksamkeit – einer der wichtigsten Aspekte für gelungene Street-Aufnahmen. Dazu kommt, dass du an einigen Orten, wie zum Beispiel in Kathedralen, häufig kein Stativ aufbauen darfst. Hier sind Aufnahmen aus der Hand die einfachste Lösung.
Doch welches Objektiv eignet sich am besten? Weitwinkelzooms bieten mit ihrer Brennweitenspanne eine große Flexibilität für Landschafts-, Stadt- und Straßenmotive sowie für Aufnahmen von Innenräumen. Der Haken dabei: Lichtstarke Weitwinkelzooms mit einer durchgängigen Blende von f/2,8 sind häufig recht groß und sperrig, und genau das wollen wir vermeiden.
Im Gegensatz dazu sind f/4er-Zooms oft viel kompakter, leichter und handlicher. Das Tamron-Objektiv mit konstanter Blende 2,8, das wir in diesem Beitrag vorstellen, ist eine erfreuliche Ausnahme. Die etwas lichtschwächeren f/4er Zooms haben den Nachteil, dass sie bei weniger Umgebungslicht schneller längere Belichtungszeiten oder höhere ISO-Einstellungen an der Kamera benötigen. Zwei der fünf hier vorgestellten Zooms kommen deshalb mit einer Bildstabilisierung. Bei den anderen dreien empfehlen wir Kameras mit einer sensorbasierten Bildstabilisierung.
Inhalt
Top-Weitwinkelzoom im EOS-R-System
Das Canon RF 14-35mm f4 L IS USM bietet mit einer großen Bildwinkeldiagonalen von maximal 114 Grad einen der größten Blickwinkel im aktuellen Canon-RF-Line-up. Am oberen Brennweitenende passt es mit 35 mm ideal in den klassischen Reportage- und Streetlifebereich. Mit 540 Gramm fällt es im Vergleich zu den meisten anderen hier vorgestellten Weitwinkelzooms etwas schwerer aus – für ganztägige Aufnahmen aus der Hand ist es aber dennoch gut geeignet.
Durch die flache Frontlinse lässt sich das Objektiv mit Schraubfiltern mit einem Gewindedurchmesser von 77 Millimetern kombinieren. Canon setzt im RF 14–35 mm f/4L IS USM auf hochwertiges Glas. Zu den insgesamt 16 Linsen gehören drei asphärische GMo-Elemente (Glass Moulded), zwei UD-Elemente (Ultra-low Dispersion) und ein asphärisches UD-Element. Die vorderen und hinteren Linsen sind mit einer Fluorbeschichtung versehen, die Feuchtigkeit und Fett abweist und die Reinigung erleichtert.
Wie man es von einem Objektiv der Canon-L-Serie erwarten darf, ist das Zoom mit Wetterschutzdichtungen ausgestattet und wird mit einer Gegenlichtblende geliefert. Bei der automatischen Fokussierung hat sich der Hersteller für einen schnellen und leisen Ultraschall-Autofokus mit Nano-USM-Motor entschieden. Der in das Objektiv integrierte optische Bildstabilisator ermöglicht um bis zu 5,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten.
Im Zusammenspiel mit den sensorbasierten Stabilisatoren der EOS R3, R5, R6 und der neuen R6 Mark II kann sogar mit um bis zu sieben Blendenstufen längeren Verschlusszeiten gearbeitet werden. Vor allem bei 14 mm sind auf diese Weise auch in sehr dunkler Umgebung noch Aufnahmen mit einer Belichtung von rund zwei bis drei Sekunden aus der Hand möglich.
Leichtes Weitwinkelzoom für APS-C
Wenn man den 1,5-fachen Crop-Faktor der X-Mount-Kameras mit ihren APS-C-Sensoren berücksichtigt, bietet das Fujifilm Fujinon XF 10-24mm f4 R OIS WR eine auf das Kleinbildformat umgerechnete effektive Zoomspanne von 15–36 mm. Dabei lässt sich die Blende über den gesamten Brennweitenbereich bis auf f/4 öffnen. Die maximale Bildwinkeldiagonale liegt bei 110 Grad.
Die Gehäuse des Objektivs fühlt sich robust an und verfügt über umfangreiche Wetterabdichtungen. Zum Ausstattungsumfang gehören sowohl ein Blendenring als auch eine OIS-Bildstabilisierung. Der Blendenring ist eine willkommene Ergänzung für Fotograf:innen. Er rastet beim Verstellen spür- und hörbar ein, was für Fotos kein Problem ist, aber auf der Tonspur bei Videos zu hören sein könnte. Der optische Bildstabilisator ermöglicht bis um 3,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten. Wird er zusammen mit dem Ibis, dem sensorbasierten Bildstabilisator, in einigen neueren X-System-Kameras von Fujifilm eingesetzt, lassen sich sogar bis um 6,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten erreichen.
Der Autofokus basiert auf einem linearen Schrittmotor, der eine schnelle Scharfstellung für Fotos mit sanften und leisen Übergängen für Filmaufnahmen kombiniert. Die manuelle Fokussierung erfolgt mithilfe eines elektronisch gekoppelten Fokusrings.
Das optische Design basiert auf insgesamt 14 Elementen, darunter befinden sich vier asphärische und vier ED-Elemente (Extralow Dispersion). Die Super EBC-Vergütung (Electron Beam Coating) von Fujifilm wird eingesetzt, um Geisterbilder und Streulicht zu reduzieren. Das führt zu einer sehr guten Schärfe über den gesamten Zoombereich – vor allem im Bildzentrum. Die gute Auflösung in den Ecken fällt erst bei längster Brennweite etwas deutlicher ab.
Hohe Flexibilität für MFT
Das M.Zuiko Digital ED 8–25 mm f/4,0 Pro richtet sich an Fotograf:innen im Micro-Four-Thirds(MFT)-System und kann damit sowohl an Olympus- und OM-System-Kameras wie auch an spiegellosen MFT-Kameras von Panasonic zum Einsatz kommen. Das von OM Digital Solutions veröffentlichte Weitwinkelzoom bringt einen großen Brennweitenbereich mit sich, der, wenn man den Crop-Faktor einberechnet, guten 16–50 mm im Kleinbildformat entspricht.
Damit lässt es sich neben Einsätzen in der Landschafts- und Reportagefotografie auch sehr gut für Porträtaufnahmen verwenden. Die Blende kann dabei über die gesamte Zoomspanne bis auf f/4,0 geöffnet werden. Eine optische Bildstabilisierung gibt es nicht. Wer sich eine Stabilisierung wünscht, kombiniert das Objektiv am besten mit einer am Sensor stabilisierten MFT-Kameras.
Wie die Bezeichnung „Pro“ im Produktnahmen verrät, ist das M.Zuiko Digital ED 8–25 mm f/4,0 Pro für professionelle Ansprüche entwickelt worden. Die Gehäusekonstruktion ist aus robustem Metall gefertigt. Dazu kommen zahlreiche Dichtungen, um das Zoom gemäß der IPX1- Zertifizierung gegen Spritzwasser, Staub und Kälte bei niedrigen Temperaturen bis minus zehn Grad Celsius zu schützen. Eine Fluorbeschichtung sorgt dafür, dass sich die Frontlinse leichter bei Staub, Schmutz und Regentropfen reinigen lässt.
Im Hinblick auf den großen Brennweitenbereich fällt das Gehäuse mit einer Länge von 88,5 Millimetern, einem Durchmesser von 77 Millimetern und einem Gewicht von lediglich 411 Gramm angenehm leicht und kompakt aus. Eine seitlich platzierte L-Fn-Taste kann mit einer häufig genutzten Funktion belegt werden. Das Filtergewinde hat einen Durchmesser von 72 Millimetern.
Platzsparend einziehen
Wer im Nikon-Z-System nach einem Weitwinkelzoom Ausschau hält, hat zwei Möglichkeiten: das kompakte Nikon Z 14–30 mm f/4 S und das lichtstärkere Z 14–24 mm f/2,8 S Trinity-Zoom. Letzteres ist zweifellos ein fabelhaftes Objektiv mit allem Drum und Dran, einschließlich OLED-Display, anpassbarer Funktionstaste, zusätzlichem Steuerring und vielem mehr – es kostet aber im Vergleich etwa das Doppelte und ist erheblich größer und schwerer. Außerdem fällt das Gewinde für Schraubfilter mit einem Durchmesser von 112 Millimetern sehr groß aus.
Da wir dir in dieser Kaufberatung aber vor allem gute, kompakte und leichte Zoomobjektive empfehlen möchten, ist das Z 14–30 mm f/4 S für Aufnahmen aus der Hand eine sehr gute Option. Von Größe und Gewicht abgesehen, bietet es im Vergleich auch die etwas vielseitigere Zoomspanne am oberen Brennweitenende. Damit das Objektiv möglichst wenig Platz braucht, lässt es sich einziehen, wenn es gerade nicht benötigt wird.
Nikon verzichtet im Z 14–30 mm f/4 S, wie übrigens auch im Profi-Zoom, auf eine interne optische Bildstabilisierung. Da das Weitwinkelzoom in erster Linie für die Vollformatkameras im Z-System entwickelt wurde, und diese alle über eine sensorbasierte 5-Achsen-Stabilisierung verfügen, steht dennoch eine Stabilisierung für längere Belichtungszeiten zur Verfügung.
Obwohl das Z 14–30 mm viel günstiger ist als das Z 14–24 mm, ist es immer noch ein Objektiv der S-Linie und gehört damit zur oberen Riege der Nikon-Z-Mount-Objektive. Als solches verfügt es über eine robuste, wetterfeste Konstruktion. Was die Bildqualität anbelangt, so ist die Schärfe in der Bildmitte über den gesamten Zoombereich erfreulich hoch. Auch in den Bildecken werden Details noch sehr gut aufgelöst.
Kompaktes und lichtstarkes Weitwinkelzoom
Während wir für die anderen Kamerasysteme in dieser Kaufberatung die Zooms mit konstanter Blende f/4 empfehlen, weil sie kompakter und leichter ausfallen als ihre f/2,8er-Pendants, machen wir für das E-System mit dem Tamron 17–28 mm f/2,8 Di III RXD für Kameras mit Vollformatsensoren eine Ausnahme.
Das lediglich 73 x 99 Millimeter kleine und 420 Gramm leichter Weitwinkelzoom ermöglicht eine große Blendenöffnung f/2,8 über den gesamten Zoombereich. Der fällt im Vergleich zu den anderen hier vorgestellten Zooms etwas kleiner aus, bietet aber genug Spielraum für Landschaften, Architektur und die Streetfotografie. Lediglich bei Porträts wird es mit maximal 28 mm am oberen Brennweitenende schwieriger, da es schneller zu Verzerrungen an den Rändern kommen kann.
Der Vorteil der Blende f/2,8 liegt darin, dass im Vergleich zur etwas geschlosseneren Blende f/4 mehr Licht auf den Sensor gelangt und damit auch bei schwächerem Umgebungslicht kürzere Verschlusszeiten möglich sind, ohne dass dafür die ISO-Empfindlichkeit erhöht werden muss. Außerdem lassen sich Motive im Nahbereich mit f/2,8 leichter vor einem unscharfen Hintergrund freistellen.
Der Mindestaufnahmeabstand beträgt 19 Zentimeter bei kürzester und 26 Zentimeter bei längster Brennweite. Der Autofokus arbeitet mit einem leisen und schnellen RXD-Schrittmotor (Rapid eXtra-silent Drive) und unterstützt Sonys Fast-Hybrid- und Augenautofokus. Für ein möglichst kompaktes Gehäuse verzichtet Tamron auf eine optische Bildstabilisierung. Sonys Vollformat-DSLMs besitzen dafür aber eine sensorbasierte Stabilisierung. Die Gehäusekonstruktion fühlt sich robust an und verfügt über mehrere Dichtungen zum Schutz bei rauem Wetter.
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