Zauberhaftes Winterlicht
Mach dich gemeinsam mit uns auf den Weg zu einem ganztägigen Shooting in den Schnee und lerne, wie du kaltes Winterlicht gekonnt einsetzt, um natürliche Winterbilder mit Atmosphäre einzufangen.
Sobald die bunten Farben aus der Landschaft verschwunden sind, ist es an der Zeit, den fotografischen Ansatz anzupassen und die Aufmerksamkeit auf die kargen Szenen und scharfen Details zu lenken. Jede Jahreszeit hat ihre eigenen kreativen Herausforderungen, die es zu erkennen und zu bewältigen gilt, doch der Winter scheint selbst die erfahrensten Fotograf:innen immer wieder zu verwirren.
Während im Sommer das Licht besonders hart ist, überrascht der Frühling mit zarten Farben und wechselhaftem Wetter und im Herbst dreht sich alles um Farben. Im Winter jedoch zeichnen sich Landschaften durch ihren Mangel an Details aus. Es ist die Kargheit der Szenen, die ihnen ihren Charakter verleiht. In Kombination mit den extremen Helligkeitsschwankungen, die wir an einem typischen Wintertag erleben können, ist diese Jahreszeit am ehesten geeignet, uns in Bezug auf Komposition und Belichtung selbst zu überraschen.
Inhalt
Unverzichtbares Zubehör für den Winter
Passe deine Kamera-Ausrüstung den Winterbedingungen an – für bessere Winterbilder und mehr Sicherheit!
Zwei Kameras: Trage zwei Kameragehäuse mit dir, an denen unterschiedliche Objektive angebracht sind. Das hat den Vorteil, dass kein Objektivwechsel erforderlich ist und der Sensor stets geschützt bleibt.
Rutschfestes Stativ: Ein Stativ mit rutschfesten Füßen trägt dazu bei, Unfälle zu vermeiden und auch bei langen Aufnahmen auf vereistem Boden nicht wegzurutschen. Integrierte Spikes, wie bei dem Rollei C6i Carbon, sind perfekt und sorgen für einen festen Stand.
Ersatzakkus: Bei niedrigen Temperaturen sind Akkus schneller leer. Ersatzakkus sind deshalb ein Muss für Schnee-Shootings.
Standardzoom: Ein 24-70-mm für Vollformat beziehungsweise ein 16-50-mm-Objektiv für APS-C bietet Flexibilität.
Weitwinkel- oder Teleobjektiv: Montiere ein Weitwinkel- oder ein Teleobjektiv an der zweiten Kamera für noch mehr gestalterischen Spielraum.
Polfilter: Ein unverzichtbarer Filter, um den Kontrast in Winterlandschaften zu verstärken, ist der Polfilter. Insbesondere bei Nachmittagslicht, wenn der blaue Himmel dominiert, wird er zum Must-have für winterliche Fotoausflüge.
Handschuhe: Natürlich musst du deine Hände vor der Kälte schützen – im Zeitalter von Touchscreens können Handschuhe jedoch auch sehr stören. Lege dir Handschuhe zu, die für Touchscreens geeignet sind oder wähle ein fingerloses Modell.
Smartphone: Ein Smartphone macht Shootings alleine nicht nur sicherer, sondern ermöglicht dir auch, deine Kamera aus der Ferne zu steuern und auszulösen. Lade dir dafür die App deiner Kamera herunter.
Wasserfeste Stiefel: Die besten Aufnahmen entstehen oft an den schwierigsten Stellen, daher solltest du mit richtigem Schuhwerk unterwegs sein. Dies ist besonders wichtig, wenn du den ganzen Tag fotografierst, da nasse Füße bei extremer Kälte schnell zu Unterkühlung oder sogar Erfrierungen führen können.
Mantel mit Kapuze: Ein Mantel mit großer Kapuze hält nicht nur warm, sondern ermöglicht dir auch die einfachere Betrachtung deiner Bilder und hilft, Reflexionen im Schnee abzublocken.
Wetterfeste Kameratasche: Eine Tasche oder ein Rucksack mit versiegelten Reißverschlüssen, wie z. B. der Wandrd The Prvke 21, hält Feuchtigkeit draußen und hilft, Temperaturschwankungen im Inneren zu reduzieren.
Vor der Morgendämmerung und bei Sonnenaufgang
Beginne früh am Tag zu fotografieren, um das magische Licht für deine Aufnahmen zu nutzen.
Stelle den Wecker auf 5:00 oder 5:30 Uhr und mache dich direkt nach dem Aufstehen auf den Weg zu deinem Fotospot, um bereits vor Sonnenaufgang da zu sein. Eine gute Planung im Voraus zahlt sich hierbei aus. Denn hast du den Ort bereits bei Tageslicht und klaren Verhältnissen vorab erkundet, weißt du genau, wo du dich und deine Kamera für die erste Aufnahme positionieren solltest.
Mach es dir zum Ziel, der oder die erste Fotograf:in an diesem Morgen am Fotospot zu sein – so hast du nicht nur die freie Wahl bei der Wahl des Bildausschnitts und der Komposition, sondern die Schneelandschaft vor deinem Objektiv wird auch noch unberührt und frei von Fußspuren sein. Achte im Dunkeln genau darauf, wo du stehst und baue deine Ausrüstung methodisch auf. Bewege dich so wenig wie möglich und gehe nicht in den Bereich, den du fotografieren möchtest, um störende Fußspuren im Schnee zu vermeiden.
Achte beim Erstellen von Winterbildern bei schlechten Lichtverhältnissen zudem auf das Reflexions- vermögen des nahen Vordergrunds. In den Sommermonaten, wenn es wenig Niederschlag gibt, ist der Boden trocken und reflektiert nicht viel Licht in das Objektiv. Im Winter jedoch, wenn Eis, Regenwasser, Frost oder Schnee den Boden bedecken, kann es schnell zu Reflexionen kommen. Dies hat Vor- und Nachteile.
Einerseits ist die Belichtung ausgewogener und die Gefahr von Schlagschatten im Vordergrund ist geringer. In Hollywood-Filmen wird der Boden oft mit Wasser besprüht, um eine ausgewogene Belichtung zu erreichen, die die Szene zum Leuchten bringt. Dabei werden jedoch Schattendetails freigelegt, wodurch möglicherweise große Bereiche mit „leerer Schneedecke“ entstehen.
Achte darauf, dass dies nicht zu einem Ungleichgewicht in deiner Komposition führt. Behalte zudem die Farben deiner Szenerie stets im Blick. Sobald die aufgehende Sonne über dem Horizont auftaucht, ändert sich die Farbbalance rasch. Trifft das Sonnenlicht auf den Vordergrund, verwandeln sich Blau- und Cyantöne in starke Gelb- und Rottöne.
Unser Tipp: Stelle einen benutzerdefinierten Kelvin-Wert ein, um maximale Flexibilität und Präzision zu erreichen. Wie du dabei am besten vorgehst, zeigen wir dir Schritt für Schritt auf der folgenden Seite.
Steht die Sonne höher am Himmel, wird das Licht plötzlich hart, was die Schatten vertieft und die Glanzlichter an den Rand des Dynamikbereichs unserer Kamera drängt. Während dieser Effekt bei schwachem Umgebungslicht Vorteile bietet, kann er bei direkter Sonneneinstrahlung zu erheblichen Problemen bei der Berechnung einer optimalen Belichtung führen – und im Winter ist dies aufgrund der reflektierenden Eigenschaften einer schneebedeckten Landschaft sogar noch ausgeprägter.
Verwendest du beispielsweise die Belichtungsautomatik, wird diese in den meisten Fällen nicht die richtige Balance herstellen können. Zudem verleitet die Helligkeit des Schnees AE-Systeme mit ziemlicher Sicherheit zu einer Unterbelichtung, da sie versuchen, den Tonwert in Richtung eines mittleren Grautons zu ziehen. Dadurch entstehen matschige Bilder, denen es an Glanz und Frische fehlt.
Dies kann auch zu einem Verlust von Schattendetails führen. Eine einfache Lösung bei flacherem Licht ist die Verwendung der Belichtungskompensation, um die Belichtung wieder zu erhöhen und sicherzustellen, dass der Schnee weiß und nicht grau ist. Bei sonnigen Verhältnissen führt dies jedoch wahrscheinlich nur dazu, dass die Glanzlichter an den Stellen, an denen das Licht den Vordergrund berührt, überstrahlt werden.
Wie so oft ist auch das „Belichten nach rechts“ (ETTR) eine gute Idee, aber unter diesen Umständen ist es besser, einen gewissen Verlust an Schatten in Kauf zu nehmen und den Lichtern den Vorrang zu geben. Der Schlüssel liegt darin, die Umkehrung der Farbtöne einer Sommerlandschaft – ein hellerer Vordergrund als der Himmel – zu deinem Vorteil zu nutzen: Ein verschneiter Boden ist meist heller als der Himmel. In diesem Fall kannst du deine Aufnahmen so komponieren, dass sie vor einem dunkleren, stimmungsvolleren Himmel aufgenommen wird, um den Kontrast der Szene zu verstärken.
Im Winter, insbesondere um die Mittagszeit herum, können Schattenbereiche einen starken Blaustich entwickeln, der in den meisten Situationen künstlich wirkt und ablenkt. Dies liegt an der natürlichen Dominanz blauer Wellenlängen zur Mittagszeit, die durch die Reflexionseigenschaften des Schnees und dem Bestreben, „kalt“ aussehende Bilder aufzunehmen, verstärkt wird. Eine Anpassung der WB-Verschiebung „weg von Blau“ kann dabei helfen, starke Verzerrungen zu neutralisieren und gleichzeitig den kühlen Gesamteindruck zu bewahren.
Nachmittag bis Abend
Wenn die Sonne ihren Zenit überschritten hat und das Licht wieder weicher und flacher wird, bieten sich Gelegenheiten für Winterbilder, die die idealisierte Vision der Jahres- zeit widerspiegeln. Von einigen Ausnahmen abgesehen spiegelt diese Art von Szene, die in der Werbung oder auf Weihnachtskarten abgebildet wird, eine Wärme wider, die in der Realität meist nur für kurze Zeit zu sehen ist.
Diese Bilder fangen die eher festlichen Elemente dieser Jahreszeit ein und sollen ein Gefühl der Gemütlichkeit vermitteln. Die Schauplätze für diese Aufnahmen sind meist nicht weniger abgelegen, jedoch werden diese Winterfotos am späten Nachmittag und bei Sonnenuntergang aufgenommen. Der Vorteil, Winterszenen am Abend zu fotografieren, besteht darin, dass die Sonne zu einem früheren Zeitpunkt des Tages als Modelllicht für die gewünschte Komposition dienen kann.
Je näher der Sonnenuntergang rückt, desto weicher wird das Licht. So kannst du bereits bei Tageslicht einen passenden Bildausschnitt finden und auf den richtigen Moment für die Aufnahme warten. Außerdem lässt sich die Verteilung von Lichtern und Schatten genauer vorhersagen. Ähnlich wie bei einer morgendlichen Aufnahme gibt es einige kritische Bereiche, auf die du dich konzentrieren solltest. Ist es dein Ziel, eine Landschaft mit wärmerem Winterlicht zu kombinieren, gilt es genau auf Farbwiedergabe im Bild zu achten.
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