26.06.2024

Das richtige Objektiv für die Portrait-Fotografie

Die Portraitfotografie ist eine Kunstform, die weit über das bloße Festhalten von Gesichtern hinausgeht. Sie ermöglicht es dir, in die Tiefen menschlicher Emotionen und Persönlichkeiten einzutauchen und Geschichten zu erzählen, die Worte oft nicht ausdrücken können. Die Wahl des Objektivs kann dir dabei helfen, diese Geschichten zu erzählen. In diesem Blog-Beitrag erfährst du, welches Objektiv für die Portrait-Fotografie am besten geeignet ist, wie wichtig die Lichtstärke ist, welche Vorteile 50-mm- und 85-mm-Brennweiten haben und warum Festbrennweiten oft die bessere Wahl sind. Außerdem erklären wir dir, wie du das Bokeh kreativ einsetzen kannst.

Welche Brennweiten eignen sich für die Portrait-Fotografie?

In der Portraitfotografie sind Brennweiten von 50 mm bis 135 mm sehr beliebt, da sie natürliche Proportionen erzeugen und unschöne Verzerrungen vermeiden. Außerdem kann man bei diesen Brennweiten aus einem angenehmen Abstand fotografieren und eine gewisse “Wohlfühl-Distanz” einhalten, da es sonst für das Modell schnell unangenehm werden kann, wenn man mit der Kamera sehr nah herangeht. 

Aber auch kürzere Brennweiten wie 35 mm und sogar 24 mm können in der Portraitfotografie eine spannende Bildsprache erzeugen. Beachte jedoch, dass du mit Weitwinkelbrennweiten keine klassischen Portraits von Gesichtern fotografieren solltest, da es hier zu einer starken Verzerrung der Proportionen kommen kann. 

Weitwinklige Brennweiten eignen sich eher für Editorial- und Reportageportraits, bei denen die Umgebung, also die Location, stärker in den Vordergrund rückt. Mit 35 mm und 24 mm kannst du schöne Ganzkörper- und manchmal auch Halbkörperportraits aufnehmen. Achte nur darauf, dass sich dein Modell möglichst in der Bildmitte befindet. Bei weitwinkligen Brennweiten können sonst zum Beispiel Arme und Beine in den Bildecken sehr lang und verzerrt wirken.

Welche Lichtstärke empfiehlt sich für ein Objektiv für die Portrait-Fotografie?

Die Lichtstärke eines Objektivs spielt in der Portraitfotografie eine wichtige Rolle und gibt an, wie weit die Blende des Objektivs maximal geöffnet werden kann. Objektive mit einer großen Blendenöffnung, das heißt einer kleinen Blendenzahl wie f/2,8, f/1,8, f/1,4 oder sogar f/1,2, lassen mehr Licht auf den Kamerasensor durch und ermöglichen so das Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen ohne Blitz. Außerdem erzeugt eine große Blendenöffnung eine geringere Schärfentiefe, wodurch sich die Person vor der Kamera deutlich von einem unscharfen Hintergrund abhebt. So bieten lichtstarke Objektive die Möglichkeit, gezielt auf die Augen zu fokussieren und das restliche Gesicht sanft in Unschärfe verschwimmen zu lassen.

Die beliebten Portrait-Brennweiten 50 mm und 85 mm im Vergleich

Wenn du dich zwischen einem 50-mm- und einem 85-mm-Objektiv entscheiden musst, solltest du die spezifischen Vorteile beider Brennweiten berücksichtigen. 

Ein 50-mm-Objektiv (z. B. Canon RF 50mm f1,8 STM oder das Nikon Nikkor Z 50mm 1:1,8 S) ist universeller einsetzbar und kann sowohl für Portraits als auch für andere Arten der Fotografie verwendet werden. Es ist oft leicht, kompakt und in der Regel preiswerter als ein 85-mm-Objektiv. In der Portraitfotografie liefert es natürliche und unverzerrte Bilder, die besonders bei halbnahen Portraits überzeugen.

Das 85-mm-Objektiv ist ein Klassiker in der Portrait-Fotografie (z. B. das Nikon Z 85mm f1,8 S oder das Sony FE 85mm 1:1,4 GM). Durch die leichte Teleperspektive werden die Abstände zwischen Modell und Vorder- bzw. Hintergrund leicht komprimiert, wodurch sich das Modell optisch besser vom Hintergrund abhebt. Dieser Effekt wird noch verstärkt, wenn ein Objektiv mit hoher Lichtstärke verwendet wird, also mit einer großen Blendenöffnung von f/1,8 oder f/1,4. Dann kannst du dein Modell durch die geringere Schärfentiefe und die damit verbundene größere Hintergrundunschärfe noch mehr in den Fokus rücken. 

Wenn du häufig Headshots fotografierst, also Portraits vom Kopf bis zur Schulter, und Wert darauf legst, dein Modell deutlich vom Hintergrund abzuheben, ist das 85 mm die bessere Wahl. Wenn du hingegen mehr von der Location ins Bild einbeziehen möchtest, häufig Halbkörperportraits fotografierst und eine flexiblere Brennweite wünschst, ist das 50 mm eine gute Lösung.

Wo liegen die Vorteile von Festbrennweiten in der Portrait-Fotografie?

Festbrennweiten, also Objektive ohne Zoomfunktion, bieten in der Portrait-Fotografie viele Vorteile. Sie sind in der Regel lichtstärker und liefern eine bessere Bildqualität als Zoomobjektive. Der Grund: Durch den einfacheren Aufbau mit weniger beweglichen Teilen können die Hersteller bei Festbrennweiten typische Abbildungsfehler wie Farbsäume und Verzeichnung besser korrigieren. Außerdem können Festbrennweiten kompakter gebaut werden. 

Ein weiterer spannender Aspekt von Festbrennweiten ist die kreative Herausforderung, die sie bieten. Da man nicht zoomen kann, muss man sich mehr bewegen und die Perspektive bewusster wählen. Das fördert ein tieferes Verständnis für die Bildkomposition und regt dazu an, neue Blickwinkel auszuprobieren.

Welche Rolle spielt das Bokeh in der Portrait-Fotografie und wie wird es kreativ eingesetzt?

Das Bokeh, die ästhetische Qualität der Hintergrundunschärfe, spielt in der Portraitfotografie eine entscheidende Rolle. Es hilft, das Hauptmotiv vom Hintergrund abzuheben und dem Bild Tiefe zu verleihen. Ein weiches, cremiges Bokeh kann ein einfaches Portrait in ein Kunstwerk verwandeln.

Um das Bokeh kreativ einzusetzen, solltest du mit einer großen Blendenöffnung fotografieren (z.B. f/1,4 oder f/1,8). Achte darauf, dass der Hintergrund genügend Abstand zum Motiv hat, um eine klare Trennung zu erreichen. Elemente wie Lichterketten oder Sonnenreflexionen im Hintergrund können zusätzlich interessante und ansprechende Unschärfeeffekte erzeugen.

Ein Beispiel aus der Praxis: Wenn du dein Modell im Freien mit einem 85 mm f/1,4-Objektiv (z. B. das Sigma 85mm f1,4 DG DN) fotografierst, wirst du feststellen, dass der Hintergrund wunderbar verschwimmt und das Modell klar hervortritt. Spiele mit verschiedenen Blendenöffnungen und Abständen zum Hintergrund, um das gewünschte Bokeh zu erzielen.

Fazit

Bevor du dich für ein Objektiv für die Portrait-Fotografie entscheidest, überlege dir, welche Bildsprache du mit deinen Aufnahmen umsetzen möchtest. Während 50-mm- und 85-mm-Objektive hervorragende Ergebnisse liefern können und sich beispielsweise für halbnahe Portraits und Headshots empfehlen, bieten dir Weitwinkelbrennweiten wie 35 mm und 24 mm interessante Möglichkeiten, die Geschichte deines Modells in Verbindung mit der Location zu erzählen. Jede Brennweite hat ihre spezifischen Vorteile. Mit einem lichtstarken Objektiv kannst du auch bei schlechten Lichtverhältnissen arbeiten und schöne Bokeh-Effekte erzielen. Festbrennweiten sorgen nicht nur für eine sehr gute Bildqualität, sondern fördern auch deine kreative Entwicklung als Fotograf. Durch den bewussten Einsatz von Bokeh kannst du deine Porträts auf eine neue Ebene heben und einzigartige, emotionale Bilder erschaffen. 

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