Die Andromeda-Galaxie fotografieren: Ein Leitfaden zur Astrofotografie
Der Nachthimmel ist eine faszinierende Welt, die voller Geheimnisse und Wunder steckt. Eine dieser erstaunlichen Erscheinungen ist die Andromedagalaxie, die sich über den nächtlichen Himmel erstreckt. In ihrer Ausdehnung ist sie fünf Mal so groß wie der Mond! Dennoch ist sie mit bloßem Auge nur schwer zu erkennen, aber mit der richtigen Foto-Ausrüstung und ein paar Tipps lassen sich schon eindrucksvolle Bilder von ihr erstellen. In diesem Blogbeitrag zeige ich euch, wie ich die Andromedagalaxie fotografiert habe und wie auch Ihr dieses Abenteuer erleben können.
Inhalt
Die richtige Ausrüstung
Anfang Februar habe ich meine gute „alte“ Canon 77D heraus gekramt und mich entschieden, meine Anfänge in der Astrofotografie wieder aufleben zu lassen, indem ich genau wie damals die Andromeda-Galaxie fotografiere. Als Objektiv habe ich mein Sigma 70-200 f/2.8 gewählt. Mit einer Brennweite von 200 mm kann man die Galaxie auch ohne teure Nachführungsausrüstung auf einem Stativ gut ablichten. Die schnelle Blende von f/2.8 hilft enorm, die vereinzelten Photonen so schnell es geht zu sammeln. Doch die richtige Ausrüstung ist nur ein Teil der Geschichte; du benötigst auch einen dunklen Himmel. Je dunkler der Himmel, desto besser wird das Bild. Man muss nicht weit weg von der Stadt fahren, um einen geeigneten Ort zu finden. Auf dieser Seite findest du eine Karte zur Lichtverschmutzung. Orte, die gelb oder besser eingezeichnet sind, sind schon absolut ausreichend für dieses Unterfangen. Aber achte auch auf den Mond; ein Vollmond kann die Lichtverschmutzung drastisch erhöhen und die Fotografie von Deep-Sky-Objekten erheblich erschweren. Plane deine Aufnahmen immer um die Neumondphasen herum und stelle sicher, dass dein Ziel am Nachthimmel sichtbar ist
Dein Ziel finden
Die Andromeda-Galaxie ist nämlich nicht das ganze Jahr über gut sichtbar. Die besten Monate, um sie zu fotografieren, sind Oktober bis Januar. Um herauszufinden, wann die Andromeda sich wo am Nachthimmel befindet, nutze ich sehr gerne Apps wie Stellarium. Am Handy bietet diese auch eine Kompassfunktion an, mit der einem die genaue Position der Galaxie angezeigt wird. Das Finden von Deep-Sky-Objekten mit einem Teleobjektiv kann knifflig sein, daher verwende ich Sternbilder als Referenzpunkte. Um die Andromeda-Galaxie zu finden, suche zuerst nach dem Sternbild Cassiopeia, das wie ein großes „W“ aussieht. Die rechte Spitze des „W“ zeigt auf die Galaxie, die sich in der Nähe eines helleren Sterns des gleichnamigen Sternbilds Andromeda befindet. Wenn du ein Zoomobjektiv verwendest, lohnt es sich, zuerst eine Testaufnahme bei geringerer Brennweite zu machen. Dadurch lässt sich das Objekt viel leichter im Bildausschnitt zentrieren.
Kameraeinstellungen
Stelle deine Kamera auf den manuellen Modus und verwende das RAW-Format für die beste Bildqualität. Öffne deine Blende zuerst so weit wie möglich, um möglichst viel Licht auf den Sensor zu lassen. Sehen die Sterne in den Ecken nicht mehr gut aus, dann schließe die Blende wieder um ein bis zwei Stops. Eine Grobe Faustregel für den ISO ist es, diesen auf das obere Drittel der Skala zu stellen. Bei der Belichtungszeit folge der „500er Regel“: Teile 500 durch deine Brennweite, um die maximale Belichtungszeit zu bestimmen, bevor die Sterne aufgrund der Erdrotation zu verschmieren beginnen. Dies kann jedoch je nach Pixelgröße deines Sensors variieren. Beginne mit der „500er Regel“, zoome in dein Testbild und reduziere die Belichtungszeit, bis die Sterne rund erscheinen. Aber davor muss natürlich der Fokus stimmen. Sterne perfekt zu fokussieren ist aber gar nicht so einfach. Wer einen 3D-Drucker besitzt kann sich eine Bahtinovmaske drucken (oder alternativ aus Pappe ausschneiden). Mit dieser lässt sich ein Strichmuster auf den Sternen erzeugen. Ist der mittlere Strich in der Mitte der beiden anderen, hat man den perfekten Fokus gefunden.
Die Bilder aufnehmen
Mit den Kameraeinstellungen geht es nun darum, so viele Bilder wie möglich aufzunehmen, die du später mit Hilfe von Software stacken (also übereinanderlegen) kannst, um das Rauschen herauszumitteln. Verwende einen Fernauslöser oder ein Intervallometer, um den Prozess zu automatisieren und die Bilder nicht zu verwackeln. Beachte jedoch, dass sich die Andromeda-Galaxie aufgrund der Erdrotation langsam aus dem Bildfeld bewegen wird. Du musst sie alle paar Minuten erneut zentrieren. In der Nacht, in der ich die Andromeda fotografiert habe, habe ich ungefähr 2000 Bilder aufgenommen, was zu insgesamt einer Stunde Belichtungszeit geführt hat. Je mehr, desto besser!
Bildkalibrierung
In der Astrofotografie werden Vignettierung und Staubflecken besonders sichtbar. Daher ist es empfehlenswert, Kalibrierungsbilder aufzunehmen, mit welchen man diese entfernen kann. Man nennt diese Bilder auch „Flat-Frames“. Dabei braucht man nur ein weißes T-Shirt auf die Linse ziehen und einen einheitlichen Hintergrund fotografieren. Zoom und Fokus sollten dabei gleich sein, wie bei den Bildern des Deep-Sky Objekts. Die Belichtung sollte so gewählt sein, dass der Ausschlag im Histogramm ca. in der Mitte liegt. Dann schießt man 30 solcher Bilder. Damit diese auch richtig angewendet werden können, braucht es noch sogenannte Bias-Frames. Dabei soll gar kein Licht auf den Sensor kommen. Man schließt also den Deckel auf das Objektiv, wählt wieder den gleichen ISO wie auf den Deep-Sky Bildern und schießt mit der schnellstmöglichen Verschlusszeit auch wieder 30 solcher Bilder.
Stacking und Nachbearbeitung
Für das Stacking der Deep-Sky Aufnahmen empfehle ich die kostenlose Software Siril. Sie ist benutzerfreundlich und perfekt für Anfänger, da sie vorgefertigte Skripte für das automatisierte Stacking unterstützt. Auf der Seite kannst du dir im Ordner „preprocessing“ das Skript SC_Preprocessing_WithoutDark.ssf herunterladen. Ziehe dieses in den Skriptordner in deinem Siril-Installationsverzeichnis. Stelle sicher, dass du genügend freien Speicherplatz auf deinem Computer hast; für meine 2000 Bilder hat die Software etwa 500 GB benötigt. Bevor man das Skript durch einen Klick starten kann, muss man die Bilder in Ordner namens „FLATS“, „BIASES“ und „LIGHTS“ passend einsortieren. Das übergeordnete Verzeichnis gibt man als Arbeitsverzeichnis über den Knopf mit dem Haus an.
Je nach Hardware kann die Bildverarbeitung auch mal einige Stunden dauern. Das Bild was dabei herauskommt, sieht zunächst schwarz aus. Das liegt daran, da sich dieses noch im linearen Zustand befindet. Bevor man also das Bild speichert, braucht es noch drei Schritte: den Gradienten der Lichtverschmutzen abziehen, die Farbkalibrierung und die Histogramm-Transformation. Diese sind nicht weiter schwer, nur etwas umständlich zu erklären, daher sieh dir am besten mein Video dazu an.
Und da hast du es – ein beeindruckendes Astrofoto der Andromeda-Galaxie. Mit Geduld und Übung kannst du die Schönheit des Kosmos einfangen und mit der Welt teilen. Viel Spaß beim Sterne gucken und Fotografieren!
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