Fotografieren mit Speed
Geschwindigkeit ist ein entscheidender Faktor in der Fotografie. Nicht nur Kamera und Blitzgerät sollten schnell sein, sondern auch die Finger des Fotografen.
Der entscheidende Treffer in einem Fußballmatch, der Moment, wenn der Pelikan einen Fisch aus dem Wasser reißt oder ein Wasserbomben-Luftballon auf dem Boden zerschellt … Es gibt eine Menge lohnenswerter Motive, die in Sekundenbruchteilen an uns vorüberziehen.
Wenn wir da mit dem Finger nicht schnell genug am Auslöser sind oder der Autofokus zu lange braucht, verpassen wir ein spektakuläres Foto. Daher gehören Genres wie die Action-, Sport- und Tierfotografie zur Königsklasse. Sie erfordern eine gute Reaktionszeit, ein sozusagen blindes, sicheres Bedienen der Kamera und vor allem ein Gefühl dafür, wann und wo eine Szene sich abspielen wird.
Das klingt zunächst nach reichlich Frustmomenten. Und tatsächlich bekommt man auf diesem fotografischen Gebiet nichts geschenkt. Doch wer fleißig trainiert, darf sein Portfolio bald schon um actiongeladene Fotos erweitern.
Inhalt
- 1 Natürliches Licht
- 2 Das Drumherum
- 3 Immer bereit
- 4 Perspektivenwechsel
- 5 Kurze Serien nutzen
- 6 Brennweite wechseln
- 7 Vertraue der ISO
- 8 Schnelle Karten nutzen
- 9 Beide Augen öffnen
- 10 Silhouetten
- 11 Das Spielgerät immer im Bild
- 12 Hinein ins kühle Nass
- 13 Geschichten erzählen
- 14 Schnelle Verschlusszeit
- 15 Bodennah arbeiten
- 16 Fokus – Verfolge dein Sportmotiv per Autofokus-System
- 17 AF beherrschen – Lerne dein Autofokus-System kennen
- 18 Einbeinstativ nutzen
- 19 Offenblende siegt
- 20 Stabilisator an
Schnell sein
Sei vorbereitet, sei schnell! Was klingt wie aus einer Weltuntergangsrede, passt auch zur Sportfotografie. Lerne, die Kamera blind zu bedienen, auch während du durch den Sucher schaust. Ergibt sich vor dir eine spektakuläre Situation, musst du bereit sein, abzudrücken. Denn nur Sekundenbruchteile später kann der Moment wieder vorbei sein.
Natürliches Licht
Mache das Beste aus dem, was du hast. Bei vielen Sportsituationen kommt man nicht umhin, mit vorhandenem Licht zu arbeiten. Draußen kann die Sonne knallen, aber auch komplett von Wolken verdeckt sein. Drinnen steht dir womöglich nur die künstliche Deckenbeleuchtung zur Verfügung.
Auch wenn du bei Available Light, also verfügbarem Licht, nicht über dieselben Freiheiten verfügst wie im Fotostudio, kannst du dennoch versuchen, das Licht kreativ zu nutzen.
Schaue dir daher deine Umgebung genau an, analysiere die Lichtquellen und überlege dir, wie du dich am besten positionierst.
Das Drumherum
Beim Sport geht es nicht nur um die Athleten, sondern auch um die Stimmung vor Ort. So lohnt es sich, immer wieder auf das Publikum und die Siegerehrungen zu schauen – einfach der Emotionen wegen.
Diese lassen sich leichter einfangen als die Sportler. Für Anfänger eine gute Übung, um ihre Kamera besser zu beherrschen.
Immer bereit
Der Blick auf das Display nach jedem Foto ist für viele Fotografen zu einem Reflex geworden. Doch bei schnellen Motiven verpasst man in diesen Momenten womöglich etwas Spannendes. Gewöhne dir daher an, nur nach der ersten Aufnahme das Ergebnis zu überprüfen und den Rest der Zeit die Kamera vor der Nase zu haben.
Perspektivenwechsel
Suche gezielt nach aufregenden Perspektiven und neuen Aufnahmepunkten. Drehe die Kamera etwas und sorge mit dem passenden Winkel für noch dynamischere Aufnahmen. Wenn du vor einem Event Zeit hast, suche dir deine Position vorher aus, um spannende Blickwinkel und Perspektiven zu testen.
Kurze Serien nutzen
Obwohl die Versuchung groß ist, den Serienbildmodus zu nutzen, verzichte lieber auf „Dauerfeuer“. Sie überladen so nur den Zwischenspeicher der Kamera und riskieren, dass die Kamera während des Speicherns nicht auslösebereit ist.
Viel praktischer sind daher kürzere Aufnahme-Intervalle von drei bis fünf Bildern.
Brennweite wechseln
Blicke mit einer kurzen Brennweite einmal über den Tellerrand. Für Sportfotografen sind wohl Tele-Brennweiten das Werkzeug der Wahl. So gelingen trotz großem Abstand zwischen Fotograf und Sportler emotionale Nahaufnahmen. Praktischer Nebeneffekt: Die lange Brennweite stellt den Sportler vor dem Hintergrund frei.
Um den immer gleichen Tele-Aufnahmen etwas entgegenzusetzen, kann sich ein Objektivwechsel lohnen. Denn kürzere Brennweiten liefern dir andere Bildausschnitte und damit neue Möglichkeiten in der Gestaltung.
Der Schlüssel dabei ist Einfachheit: Achte stets auf klare Strukturen und eine gute Trennung von Hauptmotiv und Hintergrund. Dein Sportler sollte – auch wenn er sehr klein abgebildet ist – immer als Hauptmotiv zu erkennen sein.
Dies gelingt dir entweder durch eine geringe Schärfentiefe, die den Fokus auf dein Hauptmotiv legt, oder du fotografierst so, dass der Hintergrund möglichst einfarbig ist und somit nicht vom Sportler ablenkt. In dadurch gewonnene Freiräume kannst du im Übrigen grafische Elemente und Texte einbauen.
Ein „Rundum Sorglos“-Paket in Form von Kamera und zwei Objektiven gibt es mit dem Kit aus Sony Alpha 7 III + 28-70mm + SEL FE 70-200mm f2,8 GM.
Vertraue der ISO
Mit einer höheren ISO erreichst du kürzere Verschlusszeiten. Um die schnellen Bewegungsabläufe von Athleten einzufrieren, brauchst du meist Verschlusszeiten von 1/1.000 Sekunde oder kürzer. Um diese extrem kurzen Verschlusszeiten vor Ort auch ohne zusätzliches Licht zu erreichen, kannst du den ISO-Wert deiner Kamera etwas anheben und so die Lichtempfindlichkeit des Sensors steigern.
Die höhere Lichtempfindlichkeit ermöglicht wiederum eine kürzere Verschlusszeit, erhöht also die Chance, auch schnellere Bewegungen einzufrieren. Eine allzu hohe Empfindlichkeit führt allerdings auch immer zu mehr Bildrauschen.
Dieses kannst du des Motivs wegen durchaus in Kauf nehmen, schließlich lässt es sich in der Nachbearbeitung etwas reduzieren – Bewegungsunschärfe dagegen nicht.
Schnelle Karten nutzen
Die Sportfotografie ist eines der wenigen Genres, die ein wirklich gutes Equipment erfordern. Verwende in jedem Fall schnelle Speicherkarten, die mindestens eine Schreibgeschwindigkeit von 90 MB/Sek. erreichen.
Die SanDisk SDXC Extreme Pro 300MB/s V90 UHS II etwa schafft sogar eine Schreibgeschwindigkeit von 260 MB/Sek.
Beide Augen öffnen
Normalerweise schließt der Fotograf das Auge, das nicht durch den Sucher blickt. Versuche gerade bei Sportszenen, immer beide Augen offen zu lassen. Das erweitert dein Sichtfeld und du siehst besser, was um dich herum noch alles passiert.
Silhouetten
Nicht bei jedem Motiv muss alles klar abgebildet sein. Silhouetten sind eine spannende Abwechslung und regen die Fantasie des Betrachters an.
Dazu belichtest du gegen den Himmel und lässt den Vordergrund in tiefem Schwarz versinken.
Hintergrundunschärfe nutzen
Stelle dein Hauptmotiv mit der richtigen Technik vom Hintergrund frei. In der Fotografie geht es oft um Hauptmotiv und Hintergrund. Häufig gilt: Je stärker sich der Vordergrund vom Hintergrund abhebt, desto eher wird er vom Betrachter auch als Hauptmotiv wahrgenommen.
Diese Trennung vom eigentlich unwichtigen Hintergrund gelingt dir entweder durch eine entsprechend offene Blende, eine lange Brennweite oder mit einer Kombination aus beidem. Achte darauf, den Sportler nicht ohne jeden Bezug zur Umgebung in der Aufnahme zu platzieren.
Der Betrachter sollte stets einen Bezugspunkt erkennen, um so den Bildinhalt schneller zu begreifen.
Das Spielgerät immer im Bild
In Ihrer Aufnahme kann der Ball als Bezugspunkt für den Betrachter wirken. Egal ob Tennis, Fußball oder Golf: Es dreht sich gerade bei Ballsportarten alles um das Spielgerät. Daher sollten Sie auch versuchen, das Objekt der Sportlerbegierde in Ihre Fotos miteinzubeziehen.
Dazu brauchen Sie zum einen extrem kurze Verschlusszeiten und zum anderen ein gutes Gefühl dafür, wo der Ball als Nächstes landen wird.
Die höchsten Trefferchancen haben Sie, wenn Sie auf den Sportler fokussieren und mit der Kamera im Anschlag auf den Ball warten.
Aktivieren Sie zudem die Serienbildfunktion, um die beste Ballposition zu erwischen.
Hinein ins kühle Nass
Wie du dem Wassersport näherkommst und dabei die Kamera trocken hältst. Viele Sportarten finden im Wasser statt. Aus sicherer, trockener Position die Sportler mittels Tele-Brennweite einzufangen ist das eine. Doch für spannendere Blickwinkel gilt es, sich ins kühle Nass zu stürzen.
So bist du noch näher an den Athleten dran und kreierst Bilder, wie sie nur wenige zustande bringen. Um deine Kamera dabei nicht aufs Spiel zu setzen, benötigst du beispielsweise ein Unterwassergehäuse. Solche Plastikhüllen werden für verschiedene Kameramodelle angeboten und schützen diese effektiv vor dem Wasser. Die Bedienung der Kamera ist dadurch etwas schwieriger, mit ein wenig Übung (erst einmal im Trockenen) gelingen dir jedoch bald spektakuläre Aufnahmen. Je nach Gehäuse versprechen die Hersteller unterschiedliche Tauchtiefen, die du auf keinen Fall überschreiten sollten.
Geschichten erzählen
Versuche immer, mit deinen Bildern eine Geschichte zu erzählen. So regst du die Fantasie des Betrachters an und gibst einen Startpunkt für seine Assoziationen. Nutze dazu gestalterische Elemente wie Detailbilder, aber auch Unschärfe, spannende Perspektiven und Ausschnitte. Solche Elemente sind für den Betrachter eine Art roter Faden.
Schnelle Verschlusszeit
Friere die dynamischen Bewegungen der Sportler ein. Die Sportfotografie steht wie kaum ein anderer Bereich der Fotografie für schnelle Verschlusszeiten. Damit lassen sich rasante Bewegungsabläufe ohne Unschärfe einfangen. Für solche Aufnahmen, die sportliche Aktionen in ihrer Dynamik so scharf wie möglich abbilden, benötigst du meist eine Verschlusszeit von 1/1.000 Sekunde oder noch kürzer. Durch dieses Einfrieren der Zeit entstehen spektakuläre Momentaufnahmen – ein faszinierendes Alleinstellungsmerkmal der Fotografie.
Bodennah arbeiten
Oftmals bietet die Froschperspektive neue Einblicke in eine Sportart. Spannende Bilder auf Augenhöhe von Schwimmern, die Linien eines Basketballfelds oder der Blick über die Grasnarbe eines Fußballplatzes sind hierbei Möglichkeiten.
Fokus – Verfolge dein Sportmotiv per Autofokus-System
Kameras besitzen mittlerweile ein sehr gutes Autofokus-System mit verschiedenen Modi. Für dynamische Sportarten empfiehlt sich der kontinuierliche Autofokus. Wenn du in diesem Modus den Auslöser halb durchdrückst, verfolgt das Fokussystem der Kamera das Motiv und stellt kontinuierlich darauf scharf.
Nun kannst du dich ganz auf den Bildaufbau und den richtigen Moment zum Auslösen konzentrieren.
Je nach Kameramodell lassen sich im Menü die Sensitivität der automatischen Schärfenachführung und die Größe der aktivierten Fokusfläche genau einstellen. Mit dem kontinuierlichen AF wird bei vielen Kameras auch die Auslösepriorität aktiviert.
Das bedeutet, die Kamera löst auch dann aus, wenn der Fokus nicht zu 100 Prozent sitzt. Kontrolliere also unbedingt die Schärfe der Aufnahmen auf dem Kamera-Display.
AF beherrschen – Lerne dein Autofokus-System kennen
Versuche erst gar nicht, dem sportlichen Geschehen im Live-View zu folgen oder gar scharf zu stellen. Hier sind die heutigen Systeme meist deutlich zu langsam. Stattdessen solltest du vor den eigentlichen Aufnahmen das Autofokus-System deiner Kamera genau kennenlernen. Jede Kamera hat verschiedene Fokuspunkte, die exakte Anzahl variiert dabei von Modell zu Modell.
Je mehr Fokuspunkte du auswählen kannst, desto flexibler bist du in der Bildgestaltung. Je nach Aufnahmesituation kannst du einzelne Autofokusfelder oder Gruppen von Messfeldern auswählen.
Messfeldgruppen können ein Motiv beim Nachführen der Kamera besser verfolgen, einzelne Felder sind aber präziser. Für schnelle Motive eignen sich meistens die Messfeldgruppen.
Einzelne sich langsam bewegende Objekte fokussierst du besser mittels Einzelfeld.
Einbeinstativ nutzen
Einbeinstative sind praktische kleine Helfer für jeden Sportfotografen. Sie sind einfach zu transportieren, benötigen kaum Platz und entlasten Hals und Nacken. Etwas Praxiserfahrung vorausgesetzt, gelingen mit einem Einbeinstativ auch deutlich schärfere Aufnahmen.
Offenblende siegt
Objektive mit mindestens 300 Millimetern (z. B. Sigma 120-300mm F2,8 DG OS HSM | Sports) holen das Geschehen auf dem Spielfeld, der Rennbahn etc. ganz nah heran. Eine große Offenblende bedingt schnelleres Fokussieren, ermöglicht kürzere Verschlusszeiten und sorgt zugleich für ein optimal freigestelltes Hauptmotiv.
Stabilisator an
Aktivieren Sie vor Ihrem Einsatz den Bildstabilisator am Objektiv oder in der Kamera selbst. Das erhöht die Chancen, auch bei langen Brennweiten scharfe Aufnahmen zu erhalten.
Bei mehreren Modi (z. B. für Mitzieher), wählen Sie den, der für die jeweilige Situation am besten geeignet ist.
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