Kameras mit Retro-Optik: Die Qual der Wahl
Mit der Nikon Z fc bringt der Traditionshersteller eine spiegellose Kamera auf den Markt, die einiges anders macht als ihre Schwester-Modelle. In Sachen Design orientiert sich die DSLM etwa an der ikonischen FM2 – einer der beliebtesten Kamera der 1980er Jahre.
Die wohl markanteste Veränderung im Vergleich zur technisch sehr ähnlichen Nikon Z 50 finden wir allerdings beim Bedienkonzept der Z fc.
Ganz nach ihrem analogen Vorbild verfügt die Spiegellose über große Einstellräder auf der Oberseite, die den Direktzugriff auf die Belichtungskorrektur, die Verschlusszeit und die ISO-Werte erlauben.
Diese Art der Bedienung bringt jede Menge Vorteile. Die wichtigsten Aufnahmeeinstellungen können jederzeit schnell und ohne Umweg über die Einstellungsmenüs angepasst werden.
Das erlaubt Fotograf:innen auf sich verändernde Lichtverhältnisse oder geänderte Bedingungen umgehend zu reagieren.
Ein Ansatz, den auch ein anderer Hersteller bereits seit Jahren erfolgreich verfolgt.

Inhalt
Nikon oder doch Fujifilm?
Die Rede ist von Fujifilm, genauer den spiegellosen APS-C-Kameras des Herstellers. Modelle wie das derzeitige Flaggschiff X-T4 oder deren direkte Vorgängerin X-T3 versprühen nicht nur jede Menge Retro-Charme, sondern stellen ebenfalls die direkte Bedienbarkeit in den Mittelpunkt.
Im direkten Vergleich zur Nikon Z fc müssen Interessent:innen hier allerdings tiefer in die Tasche greifen.
Kaum verwunderlich, da sich die genannten Modelle eher an fortgeschrittene Fotograf:innen wenden. Allen voran stehen die starken APS-C-Sensoren der Topmodelle.
Hier setzt Fujifilm auf die hauseigene X-Trans-Technologie, die wir in dieser Form bei keinem anderen Hersteller finden.
Statt eines klassischen Bayer-Farbfilters sind die farbigen Pixel bei Fujifilm gänzlich anders angeordnet. Hinzu kommt noch, dass auch die Häufigkeitsverteilung der einzelnen Farben anders ausfällt.
Grüne Pixel sind beim X-Trans-Sensor deutlich häufiger vorhanden als bei seinem Pendant mit Bayer-Filter.
Das Ergebnis: Diagonal Linien können schärfer dargestellt werden und Aufnahmen aus der freien Natur wirken näher am Original.

Die richtige Kamera für Einsteiger
Doch auch für Fotografie-Einsteiger:innen hat Fujifilm spannende Kameras im Angebot. Als direkte Konkurrenz zur neuen Nikon Z fc im Bereich unter 1.000 Euro finden sich die beiden Mittelklasse-Modelle X-T30 – die kleine Schwester der X-T3 – und die X-S10.
Beide Kameras sind mit der erwähnten X-Trans-Technologie ausgestattet und sprechen in erster Linie diejenigen Fotograf:innen an, die sowohl Stand- als auch Bewegtbild festhalten wollen.
Verschiedene 4K-Auflösungen und zahlreiche Zusatzfunktionen fordern mehr Einarbeitungszeit und auch Kenntnis von der Materie Video.
Während die X-T30 noch dem bewährten Bedienkonzept mit großen Wahlrädern auf der Kamera-Oberseite folgt, setzt die X-S10 dagegen auf ein klassisches Modus-Wahlrad.
Verschlusszeit und Blende werden dagegen über die Rändelrädchen an der Vorder- und der Rückseite eingestellt.
Für die meisten Fotograf:innen spielt das Handling eine entscheide Rolle bei der Kaufentscheidung.
Wer gerne klassisch über den Sucher fotografiert, sei beruhigt: Alle genannten Modelle von Fujifilm und auch die Nikon Z fc verfügen über einen klare und scharfen elektronischen Sucher, der das Motiv jederzeit im Blick behalten lässt und auf Wunsch Aufnahme- sowie Zusatz-Informationen anzeigt.
Wer dagegen lieber „aus der Hüfte“ fotografiert oder filmt, findet deutliche Unterschiede zwischen den rückwärtigen Displays.
Das Standard-Maß von 3 Zoll in der Diagonalen bieten zwar noch alle Modelle, die Aufhängung der Displays unterscheidet sich allerdings stark: So klappt das Display der X-T30 zwar nach oben und nach unten, allerdings nur um rund 45 Grad zur Seite.
Die Nikon Z fc und auch die Fujifilm X-S10 bieten hier dank seitlicher Aufhängung am Gehäuse mehr Flexibilität: Der Monitor lässt sich damit um bis zu 180 Grad nach vorne drehen – besonders beim Filmen aber auch beim Fotografieren deutlich komfortabler und vielseitiger einsetzbar.

Fujifilm X gegen Nikon Z
Der große Vorteil der Nikon Z fc liegt dann aber im Bereich der Objektive, denn: Das Z-Bajonett ist bei den Kameras mit APS-C-Sensor und auch bei den DSLMs mit Vollformat-Bildchip identisch.
Wer also mit der Z fc einsteigt kann seine Objektive später bei einem Umstieg auf die professionelleren Kameras weiterverwenden. Per FTZ-Adapter finden dann auch noch die DSLR-Optiken mit F-Mount des Herstellers den Weg an die DSLM.
Nicht nur auf dem üppigen Gebrauchtmarkt sind derartige Optiken zu sehr günstigen Preisen zu haben – ideal also für den kostenbewussten Einstieg in die Fotografie.
Fujifilm geht hier einen gänzlich anderen Weg: Anstatt Kameras mit Vollformat-Bildchip anzubieten, überspringt der Hersteller diesen Formfaktor und setzt auf das prestige-trächtige GFX-Mittelformat – mit deutlich höheren Preisen aber auch gesteigerter Bildqualität.
Die Objektive mit X-Bajonett können hier nicht verwendet werden – der Bildkreis reicht schlicht nicht aus, um die gesamte Sensorfläche der Mittelformat-Kameras auszuleuchten.
Wer sich also für X-T4, X-T30 und Co. entscheidet, legt sich zumindest beim Kauf der Objektive für längere Zeit fest.
Vergleich Nikon Z fc vs. Fujifilm X-T30 vs. Fujifilm X-S10
Nikon Z fc | Fujifilm X-T30 | Fujifilm X-S10 | |
Sensor-Auflösung | 20,9 Megapixel | 26,1 Megapixel | 26,1 Megapixel |
Bildstabilisator im Gehäuse | nein | nein | ja |
ISO | 100 – 204.800 | 80 – 51.200 | 80 – 51.200 |
Serienbilder in voller Auflösung | Bis zu 11 Bilder/s | Bis zu 20 Bilder/s | Bis zu 20 Bilder/s |
Autofokus | Hybrid-AF (Phasen- und Kontrast-Erkennung) mit 209 Messfeldern | Hybrid-AF (Phasen- und Kontrast-Erkennung) mit 425 Messfeldern | Hybrid-AF (Phasen- und Kontrast-Erkennung) mit 425 Messfeldern |
Video-Modi | UHD/30fps oder FullHD/120fps | DCI-4K/30fps oder UHD/30fps oder FullHD/120fps | DCI-4K/30fps oder UHD/30fps oder FullHD/240fps |
Akku | EN-EL25 mit 1.120 mAh | NP-W126S mit 1.260 mAh | NP-W126S mit 1.260 mAh |
Größe/Gewicht | 134 x 93 x 43 mm / 395g | 118 x 83 x 47 mm / 383g | 126 x 85 x 65 mm / 465g |
Unser Fazit: Retro ist Trend, egal von welchem Hersteller
Am Ende ist der Kauf einer Kamera immer eine Frage des persönlichen Geschmacks. Mehr als je zuvor ist eine DSLM heute auch Ausdruck von Lifestyle und sogar Mode.
Und dennoch: Aspekte wie die Zukunftssicherheit des Systems und Vorlieben beim Handling spielen auf lange Sicht meist eine deutlich wichtigere Rolle als der reine Einstiegspreis.
Wer tiefer in die Fotografie einsteigen möchte, dem muss auch bewusst sein, dass früher oder später ergänzendes Zubehör oder auch neue Objektive folgen. Was die Bildqualität moderner Kameras angeht, sind selbstverständlich Unterschiede festzustellen.
Mit bloßem Auge betrachtet und nicht im Labor gegenübergestellt, wiegen die zuvor genannten Abweichungen aber deutlich schwerer.
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