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Landschaften gestalten

Malerische Berge, mystische Wälder, weitläufige Felder und Seenlandschaften – so vielseitig die Motive der Landschaftsfotografie auch sein mögen, um eine Szenerie möglichst eindrucksvoll im Bild festzuhalten, kommt es vor allem auf eines an: eine gelungene und gut durchdachte Bildkomposition.

Hierbei gilt es nicht nur die einzelnen Elemente bewusst im Bildausschnitt zu platzieren und sich genau zu überlegen, aus welchem Blickwinkel ein Motiv am besten wirkt, sondern auch wie man das Hauptmotiv für den Betrachter klar und deutlich in den Brennpunkt rücken kann.

Um Fotos möglichst harmonisch und wirkungsvoll aufzubauen, gibt es einige grundlegende Gestaltungsansätze, die wir dir auf den folgenden Seiten näher bringen möchten.

Lerne zum Beispiel klassische Regeln wie die Drittelregel, den Goldenen Schnitt oder die Goldene Spirale kennen und erfahre, welchen Einfluss die Wahl von Brennweite, Perspektive oder Blende auf die Tiefenwirkung und Aussage deiner Fotos hat.

Wir zeigen dir, wie du die klassischen Regeln der Bildkomposition anwendest, um ausgewogene Landschaften voller Harmonie, Kraft und Ruhe zu gestalten – und somit auch dein kreatives Auge schulst!

Denn nur wer die Regeln kennt, kann diese auch gekonnt brechen und Landschaftsfotos mit Kreativität und dem gewissen Etwas erzeugen.

Klassische Ansätze der Bildgestaltung

Seit den Anfängen der Fotografie experimentieren Künstler mit unterschiedlichsten Kompositionen und Gestaltungsansätzen.

Dadurch haben sich auch einige grundlegende Regeln beziehungsweise Muster und Raster herauskristallisiert, die dabei helfen, einen möglichst harmonischen Bildaufbau zu erzielen.

Wie so oft sollten diese klassischen Ansätze und „Regeln“ der Bildgestaltung jedoch nur als Orientierungshilfen betrachtet werden und dürfen beziehungsweise sollten – verlangt es das Motiv und dein kreativer Anspruch – auch gebrochen werden.

Drittelregel, Goldene Spirale oder Goldener Schnitt? Im Folgenden werfen wir einen Blick auf einige wichtige Kompositionsregeln, die dir dabei helfen werden, deinen Bildaufbau und somit die Wirkung und Aussage deiner Fotos zu verbessern.

Die Drittelregel

Eine Kompositionsregel, von der du sicherlich schon gehört hast, ist die Drittel-Regel. Hierbei wird der Bildausschnitt gedanklich in neun gleich große Felder aufgeteilt.

Sodass ein 3 x 3-Raster entsteht und der Horizont auf einer der Linien ausgerichtet wird – je nachdem, ob du im Hoch- oder Querformat arbeitest.

Den Brennpunkt deiner Aufnahme wiederum positionierst du auf einem der vier Schnittpunkte des Gitters. Dies sorgt für einen harmonischen und kraftvollen Bildaufbau.

Fibonacci-Spirale

Die Fibonacci-Spirale, auch goldene Spirale genannt, ist ein von dem italienischen Mathematiker Fibonacci geprägtes grafisches Muster, das auf der bekannten Fibonacci-Zahlenfolge basiert und dabei hilft, Fotos ansprechend aufzubauen.

Das Spannende: Die Spirale lässt sich überall in der Natur entdecken – wie zum Beispiel in Muscheln, Fossilien und vielen Pflanzen.

Mach dir das berühmte Muster bei der Gestaltung deiner Aufnahmen zu Nutze – vielleicht findest du in der Szenerie vor deiner Kamera eine Linie, die sich spiralförmig auf den Brennpunkt in deinem Bild zubewegt – wie zum Beispiel bei dieser Wendeltreppe?

Der Goldene Schnitt

Auch beim Goldenen Schnitt handelt es sich um ein Teilungsverhältnis, bei dem der Bildrahmen gedanklich in neun Felder aufgeteilt wird.

Im Gegensatz zur Drittelregel wird hierbei jedoch das Verhältnis 1:1,618 verwendet, wodurch die 9 Felder nicht gleich groß sind.

So sind die mittleren Felder in der Horizontalen und Vertikalen – die eine „Kreuzform“ bilden – viel gedrungener als die Felder in den vier Ecken.

Richtest du die Linien und Formen deines Motivs an diesem Raster aus, wie in unserem Bildbeispiel oben, wird der Blick des Betrachters geradezu in die Bildmitte hineingezogen.

Oder aber du platzierst das wichtigste Bildelement auf einem der Schnittpunkte der Achsen – zum Beispiel das Gesicht bei einem Porträt – und der Bildaufbau wird besonders harmonisch auf den Betrachter wirken.

Weniger ist mehr

Es kann hilfreich sein, sich selbst herauszufordern, indem man bei der Bildgestaltung einen minimalistischen Ansatz verfolgt und ganz nach dem Motto „Weniger ist mehr“ ein klares Hauptmotiv in den Bildrahmen integriert.

Dies kann dir dabei helfen, kreativer mit dem „leeren Raum“ um das Hauptmotiv herum umzugehen.

Seitenverhältnisse im Überblick

Nicht zu unterschätzen bei der Gestaltung einer eindrucksvollen Landschaftsaufnahme ist auch der Einfluss des Seitenverhältnisses auf die Bildwirkung – sprich das Verhältnis von der Breite zu der Höhe deines Bildformats.

Ist ein Foto zum Beispiel 30 cm breit und 20 cm hoch, besitzt es ein Seitenverhältnis von 3:2 beziehungsweise 2:3, wenn es sich um ein Hochformat handeln würde.

Während das Seitenverhältnis von 3:2 zu den Klassikern in der Digitalfotografie zählt, verwenden einige Kamerahersteller, wie zum Beispiel Olympus oder Panasonic ein Verhältnis von 4:3 – das wiederum eine völlig andere Herangehensweise hinsichtlich der Bildgestaltung erfordert.

Natürlich kannst du den Bildausschnitt, den dein Sensor dir ausgibt, in Photoshop und Co. zuschneiden, allerdings nur auf Kosten der Auflösung deiner Aufnahme.

Besser ist es, sich bewusst zu machen, welche Kamera welches Seitenverhältnis besitzt und dieses Wissen in der Bildgestaltung anzuwenden – und in den nächsten Kamerakauf mit einfließen zu lassen.

16:9
Viele Kameras bieten die Möglichkeit, in einem breiten Seitenverhältnis von 16:9 zu fotografieren – obwohl dies meist durch Beschneiden des Sensors und einem Verlust der Auflösung geschieht.

Dieses Seitenverhältnis eignet sich, um Landschaftsaufnahmen einen „filmischen“ Charakter zu verleihen oder um Videoaufnahmen aufzuzeichnen.

4:3
Die Kamerahersteller Olympus und Panasonic verwenden seit 2008 einen Micro-Four-Thirds-Sensor in ihren Modellen, der sich aufgrund seines etwas quadratischeren Seitenverhältnisses von 4:3 unter Fotografen als äußerst beliebt erwiesen hat.

3:2
3:2 ist wahrscheinlich das gebräuchlichste und beliebteste Seitenverhältnis. Viele Nikon- und Canon-Kameramodelle verwenden Vollformat- und APS-C-Sensoren, die ein Breite-Höhe-Verhältnis von 3:2 besitzen, zum Beispiel 6.000 px auf 4.000 px.

1:1
Bei diesem Seitenverhältnis ist die Breite einer Aufnahme gleich der Höhe – sprich es ist quadratisch. Aufgrund des quadratischen Bildformats von Instagram erfreut sich dieses Seitenverhältnis aktuell großer Beliebtheit.

Brennweiten und ihre Wirkung

Ebenfalls Einfluss auf die Wirkung eines Fotos hat die Wahl des Objektivs und der Brennweite, mit der du fotografierst. Verwendest du zum Beispiel ein Teleobjektiv beziehungsweise zoomst nah an dein Motiv heran, werden die Elemente Bild sehr viel komprimierter dargestellt als mit einer kurzen Brennweite.

Weitwinkel-Objektiv – 20 mm

Mit Weitwinkel- und Ultraweitwinkelobjektiven kannst du besonders „viel“ von der Szenerie vor deiner Kamera im Bild zeigen und sowohl Vorder-, Mittel- und Hintergrund in den Rahmen mit einbeziehen. Achtung: Beim Einsatz von Weitwinkellinsen kann es zu tonnenförmigen Verzerrungen an den Bildrändern kommen. Empfehlenswert ist das Sony FE 14mm f/1,8 GM, eine neue Vollformat-Festbrennweite aus der Premium G Master Serie.

Standard-Objektiv – 50 mm

Eine Brennweite von 50 mm wird oft als „Standard“ bezeichnet, da sie einen ähnlichen Blickwinkel beziehungsweise ein ähnliches Sichtfeld wie das menschliche Auge besitzt.

Dadurch wirken Bilder, die mit dieser Brennweite aufgenommen wurden, meist sehr natürlich auf den Betrachter. Eine SLR- oder Systemkamera kommt oft in einem Set mit einem Standardobjektiv (auch als Kit-Objektiv bezeichnet).

Das ist ein Objektiv mit einer Brennweite von 18-55 mm oder ähnlichem. Es gibt aber auch 50-mm-Fetsbrennweiten, wie etwa das Canon RF 50mm f1,8 STM.

Kurzes Tele-Objektiv – 105 mm

Eine Brennweite von 105 mm (z. B. Sigma 105mm f1,4 DG HSM) hat mehr Zoom als 50 mm, sodass die Kompression zwischen den einzelnen Objekten im Bild größer ist. Nutzt du eine Brennweite in diesem Zoombereich, wirst du beobachten können, wie sich eine leichte kissenförmige Verzeichnung einschleicht.

Tele-Objektiv – 200 mm

Mit einem Teleobjektiv ab 200 mm kannst du Motive von sehr weit nah heranholen – wie zum Beispiel wilde Tiere. Empfehlen können wir das Tamron 150-500mm f5-6,7 Di III VC VXD.

Brennweiten in diesem Bereich haben eine starke Komprimierung, wodurch es zum Beispiel viel einfacher wird, den Hintergrund bei Porträtaufnahmen unscharf zu zeichnen oder die sanften Hügel einer Landschaftsszene zu komprimieren.

Führungslinien bewusst einsetzen

Führungslinien – auch bekannt als „Leading Lines“ – sind Linien, die den Blick des Betrachters durch ein Bild führen und können gezielt dafür eingesetzt werden, um die Aufmerksamkeit des Betrachters auf einen bestimmten Punkt im Bild zu lenken.

Insbesondere bei weitläufigen Szenerien wie Landschaften können Führungslinien Gold wert sein, um dein Hauptmotiv in den Fokus zu rücken und dem Betrachter zu „helfen“, dieses als den Brennpunkt deiner Aufnahme wahrzunehmen.

Schwungvolle Führungslinie

Nutze die Elemente und Linien in der Umgebung deines Hauptmotivs, um sie in den nahen Vordergrund deiner Komposition einzubeziehen und den Blick Betrachters auf natürliche Weise zu ihm zu führen.

Bei dieser Aufnahme haben wir das Bild so komponiert, dass die Straße das Auge mit „angenehmen Schwung“ zum Brennpunkt im Bild lenkt.

Gerader Horizont

Mach dir das Display und die elektronische Wasserwaage deiner Kamera zunutze und stelle sicher, dass deine Kamera nicht nach unten kippt und dass der Horizont im Bild gerade ist – auch diese Linie ist entscheidend für die Wirkung deiner Aufnahmen.

Fotografierst du im Live-View-Modus, kannst du die Funktion in der Regel durch Drücken der Info-Taste aktivieren.

Mit der Perspektive spielen

Die Perspektive ist ein Element der Bildgestaltung, das oft und gerne unterschätzt wird. Zu Unrecht – so trägt sie maßgeblich dazu bei, welche Objekte im Bildrahmen zu sehen sind, in welchem Abstand sie zueinander stehen und wie sie wirken.

Insbesondere Anfänger neigen dazu, bevorzugt auf der eigenen Kopfhöhe zu fotografieren und übersehen, welch massiven Einfluss ein einfaches „Absenken“ oder „Hochstrecken“ der Kamera auf die Wirkung und Aussage ihrer Motive haben könnte.

Dabei verfügen die meisten aktuellen Digitalkameras inzwischen über ein schwenkbares Display, die es uns Fotografen viel einfacher machen, aus „unbequemen“ Aufnahmewinkeln zu fotografieren.

Bildelemente in den nahen Vordergrund deiner Aufnahme zu integrieren, ist eine gute Möglichkeit, dein Motiv zu verankern und eine gewisse Tiefe zwischen dem vorderen und hinteren Bereich der Aufnahme zu schaffen.

Viele Fotografen entscheiden sich dafür, sehr nah an die Objekte im Bildvordergrund heranzugehen und ein Superweitwinkelobjektiv zu verwenden, um die Perspektive zusätzlich zu beeinflussen.

Tiefer Aufnahmewinkel

Gehst du tief in die Hocke oder platzierst deine Kamera nah am Boden oder auf einem Ministativ, kannst du dem Betrachter deines Fotos einen neuen und ungewöhnlichen Blickwinkel auf dein Motiv schenken.

Durch den Aufnahmewinkel unterhalb der „normalen“ Augenhöhe – auch Froschperspektive oder Untersicht genannt – werden die Objekte in deinem Motiv größer und mächtiger dargestellt, was du gezielt einsetzen kannst, um deinen Aufnahmen eine dramatische Wirkung zu schenken.

Apropos: Der Effekt wird zusätzlich verstärkt, wenn du eine kurze Brennweite verwendest.

Auf Augen- bzw. Kopfhöhe

Viele Aufnahmen werden auf Kopfhöhe beziehungsweise Augenhöhe gemacht – sprich aus der Perspektive, die wir gewohnt sind und aus der wir die Welt um uns herum tagtäglich wahrnehmen. E

s überrascht also nicht, dass Bildern mit diesem Aufnahmewinkel oftmals das gewisse Etwas – der Wow-Faktor – fehlt.

Hoher Aufnahmewinkel

Von einem hohen Aufnahmewinkel ist die Rede, wenn man von oben – zum Beispiel von einer hohen Plattform aus – auf eine Szenerie blickt.

Die Kameraperspektive oberhalb der „normalen“ Augenhöhe wird auch als Vogelperspektive beziehungsweise Obersicht bezeichnet und kann dem Betrachter ungeahnte Strukturen und Formen offenbaren und eignet sich daher sehr gut für Übersichtaufnahmen.

Objekte innerhalb des Bildrahmens werden kleiner dargestellt beziehungsweise gestaucht und die Horizontlinie rutscht nach oben.