Raus aus den Federn und Sonnenaufgänge fotografieren
Sonnenaufgänge gehören zu den beliebtesten Motiven überhaupt, knapp geschlagen von Sonnenuntergängen. Letztere quälen Fotografen nicht zu unchristlich früher Stunde aus dem Bett, dafür fehlen auf den Bildern die atmosphärischen Nebelschwaden, die durch Wälder und Felder wabern. Wer allerdings glaubt, man müsse nur die Kamera in Richtung Horizont halten und abdrücken, sobald die Sonne auftaucht, der irrt sich. Zu einem perfekten Sonnenaufgangsfoto gehört weit mehr. Vom Wetter über die Location bis hin zum Timing und den richtigen Kameraeinstellungen spielen bei der Bildgestaltung zahlreiche Faktoren eine Rolle. Wir verraten, worauf du achten musst.
Inhalt
Das Wetter
Beginnen wir mit dem Wetter: Ideale Ergebnisse erhältst du an einem Morgen mit leicht bewölktem Himmel. Leider hilft die Wettervorhersage vom Vorabend hier meist herzlich wenig – es bleibt dir also nichts anderes übrig, als aufzustehen und aus dem Fenster zu schauen. Tue dies mindestens 90 Minuten vor Sonnenaufgang. Vereinzelte Wolken im Osten bieten das größte Potenzial, aber auch ein leichter Schleier oder Nebel eignet sich prima für eindrucksvolle Aufnahmen.
Der Himmel allein garantiert aber noch kein perfektes Bild, auch der Vordergrund muss passen. Silhouetten funktionieren in vielen Fällen, noch intensiver wirken jedoch Fotos mit Wasser im Vordergrund: Durch die Spiegelungen kommen die warmen Farben des Sonnenaufgangs noch besser zur Geltung. Für optimale Ergebnisse sollte das Wasser möglichst ruhig sein, ein See eignet sich deshalb besser als ein Fluss. Generell solltest du dich schon einige Tage vorher nach einer geeigneten Location umsehen – so sparst du am Morgen des Fotos wertvolle Zeit. Achte darauf, die Kamera Richtung Osten auszurichten, nur so kannst du den Sonnenaufgang perfekt im Gegenlicht einfangen. Solltest du eine perfekte Location in westlicher Richtung entdecken, kannst du immer noch für Aufnahmen im Sonnenuntergang nutzen.
Das Timing
Hast du die ideale Position gefunden, zählt vor allem das Timing. Wenn die Sonne hinter dem Horizont aufsteigt, verändern sich Helligkeit und Lichtstimmung fast im Sekundentakt. Nur wenn du vorab alles perfekt eingerichtet hast, kannst du dich voll auf die Aufnahme und den optimalen Zeitpunkt zum Auslösen konzentrieren. Bei klarem Himmel überstrahlt das direkte Sonnenlicht häufig den Rest des Bildes, dann geht die Stimmung verloren. Platziere die Sonne in diesem Fall außerhalb des Bildausschnitts. Dadurch vermeidest du auch extreme Kontraste sowie unerwünschte Reflexionen. Möchtest du die Sonne bewusst einbinden, empfiehlt sich die Verwendung eines Grauverlaufsfilters (siehe unten). Fotografiere zudem im RAW-Format. So kannst du abgesoffene Bildbereiche wiederherstellen und die Farben später noch ideal anpassen. Natürlich kostet es Überwindung, sich so früh vor Sonnenaufgang aus dem Bett zu quälen. Wenn die Bedingungen passen, wirst du dafür mit einzigartigen Aufnahmen belohnt.
Darauf kommt es beim Sonnenaufgang an
Location
Suche dir am besten einen leicht erhöhten Standort mit Blick Richtung Sonne. Sei überpünktlich da und richte bereits 45 Minuten vor Sonnenaufgang alles ein. Beachte bei der Komposition unbedingt die Drittelregel.
Kameraeinstellungen
Verwende ein Stativ für die Aufnahmen. So kannst du in Ruhe die Komposition einrichten und verhindern verwackelte Bilder bei langen Verschlusszeiten. Stelle die Spotmessung ein und wähle einen hellen Bildbereich als Referenz.
Schnelle Reaktion
Wenn die Sonne am Horizont aufsteigt, wird es fast sekündlich heller. Kontrolliere deshalb die Belichtung jeder Aufnahme und korrigieren gegebenenfalls manuell nach. Durch das Abschatten des Objektivs mit der Hand kannst du störende Reflexionen verhindern.
Vier Tipps für noch bessere Fotos
Manuell fokussieren
Bei sehr hellen Lichtbedingungen findet der Autofokus häufig keinen Schärfepunkt, besonders im Gegenlicht. Fokussiere deshalb lieber manuell. Nutze die Distanzskala deines Objektivs und schließe die Blende auf f/16.
Mehrere Bilder schießen
Um auf jeden Fall den richtigen Moment zu erwischen, solltest du bereits kurz vorher die ersten Aufnahmen machen. Durch die geschlossene Blende wirken die sternenförmigen Lichtstrahlen besonders intensiv.
Nebel nutzen
Frühnebel reduziert die Strahlkraft der Sonne etwas und sorgt für eine homogenere Ausleuchtung der Szenerie. Ein leichtes Teleobjektiv, wie das Tamron 70-180mm f2,8 Di III VXD, eignet sich ideal für solche Aufnahmen.
Blitz verwenden
Nutze die Gegenlicht-Sonne bei Personenaufnahmen als Streiflicht und setze zusätzlich einen Blitz ein. Korrigiere gegebenenfalls die Blitzstärke oder reguliere den Systemblitz gleich manuell.
Geheimwaffe Grauverlaufsfilter
Belichte bei Sonnenaufgangsbildern auf den Himmel, kann es schnell passieren, dass der Vordergrund absäuft. Über einen Grauverlaufsfilter lässt sich dieses Problem beheben. Üblicherweise genügt ein Filter mit einer Stärke von 0,6 (zwei Blendenstufen) oder 0,9 (drei Blendenstufen), um eine homogene Belichtung zu erreichen. Bei einem extrem hellen Himmel kannst du zwei Filter kombinieren. Positioniere den Filter so, dass der Übergang von der dunklen zur hellen Filterhälfte genau auf dem Horizont liegt. Alternativ dazu kannst du auch zwei unterschiedlich belichtete Aufnahmen erstellen und diese am Computer zu einem HDR kombinieren.
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