Sommer in der Landschaft
Wenn der Sommer da ist, freuen sich die meisten Menschen auf lange, warme Abende in der Sonne, auf ein Glas Wein im Garten, auf Eiscreme und auf Wochenenden mit der Familie am Strand. Doch lassen sich die Stimmung und das Licht des Sommers auch fantastisch für die Landschaftsfotografie nutzen!
Sicher ist der Sommer nicht immer ideal, da der Sonnenaufgang sehr früh und der Sonnenuntergang sehr spät liegt – denn das sind die optimalen Zeiten für die Landschaftsfotografie.
Doch keine Sorge, wir haben ein paar Tipps für dich, was du über die Landschaftsfotografie und die Fotografie im Sommer wissen musst.
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Inhalt
Optimale Belichtung
Von den verschiedenen Belichtungsmodi sind für die Landschaftsfotografie zwei von Interesse: Blendenpriorität und Manuell, da sie die Kontrolle über die Blendenwahl ermöglichen – was wichtig ist, da dies einer der Faktoren ist, der die Schärfentiefe steuert.
Der Hauptunterschied besteht darin, dass du bei der manuellen Einstellung auch die Verschlusszeit wählen musst, während die Kamera dies bei der Blendenpriorität übernimmt. Je nach den Bedingungen sind beide Optionen praktikabel.
Bei schnell wechselnden Lichtverhältnissen, z. B. in der Morgen- oder Abenddämmerung, ist die Blendenpriorität möglicherweise die bessere Wahl, da du dich nicht ständig um die Belichtungsmessung und die Anpassung der Verschlusszeit kümmern musst und dich so besser auf andere Dinge wie die Bildkomposition konzentrieren kannst.
Die meisten Kameras bieten auch eine Auswahl an Messmethoden: in der Regel die mittenbetonte, die Spot- und die Mehrfeldmessung. Die meisten Landschaftsfotograf:innen verwenden in der Regel die Spotmessung, die von einem Mittelton in der Szene ausgeht.
Die Mehrfeldmessung in modernen Kameras ist jedoch sehr zuverlässig und genau, sodass sie für die meisten Situationen zu empfehlen ist.
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Welchen Belichtungsmodus und welche Messmethode du auch immer wählst, lasse dich vom Live-Histogramm deiner Kamera leiten.
Aufgrund der größeren Bit-Tiefe und des größeren Dynamikumfangs ist das oft geratene „nach rechts belichten“ nicht unbedingt notwendig. Wenn der Tonwertumfang den Dynamikumfang deines Sensors übersteigt, musst du entweder mehrere Bilder überblenden oder den Tonwertumfang durch Filter komprimieren.
Der automatische Weißabgleich liefert in der Regel gute Ergebnisse, aber wenn eine Farbe in der Szene dominiert, wie bei einem warmen Sonnenuntergang, kann der automatische Weißabgleich dies als Farbstich fälschlicherweise interpretieren und ihn „korrigieren“ (das heißt, neutralisieren).
Verwende eine der Voreinstellungen der Kamera wie „Tageslicht“ oder „Bewölkt“, um die Integrität des Motivs zu erhalten.
Brennweiten und ihre Wirkung
Das Objektiv, das du für ein Landschaftsfoto verwendest, hat einen großen Einfluss auf die endgültigen Bilder. Zunächst einmal bestimmt die Brennweite, wie viel oder wie wenig man von der Szene einfangen kann.
Je weiter das Objektiv ist ( je kleiner die Brennweite), desto mehr kannst du einfangen – und andersherum.
Auch die Art und Weise, wie die Perspektive aufgenommen wird, ändert sich mit der Brennweite. Je weiter das Objektiv ist, desto entfernter erscheinen die einzelnen Elemente voneinander, da die Perspektive gestreckt wird.
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Je länger die Brennweite, desto dichter sind die Motive, weil die Perspektive gestaucht wurde. Dies ist jedoch nur teilweise richtig.
Alle Objektive nehmen die Perspektive gleich auf, wenn man am gleichen Ort steht. Nur wenn man den Standort und das Objektiv wechselt, ändert sich die Perspektive.
Wenn du dich beispielsweise mit einem Weitwinkelobjektiv nahe an den Vordergrund heranbewegst, erscheinen alle anderen Elemente weit auseinandergezogen.
Extreme Blickwinkel: Weitwinkelobjektive mit einer Brennweite von 16–20 mm (Vollformat), wie etwa das NIKKOR Z 14-24mm f2,8 S, sind die Wahl, wenn du weite Bereiche erfassen, den Vordergrund in Szene setzen und die Perspektive bis an die Grenze ausreizen willst.
Weite Welt: Weitwinkelobjektive im Bereich von 24–35 mm (z .B. Sigma 35mm 1:1,4 DG HSM) sind ideal für dynamische Kompositionen mit weitem Blickfeld, ohne dass dieses zu extrem wird und die Bilder zu schnell leer wirken.
Normalbrennweite: Der Bereich von 50–70 mm wird oft als langweilig für Landschaftsfotos angesehen, aber wenn die mittlere Entfernung wichtiger ist als der unmittelbare Vordergrund, ist die Normalbrennweite unschlagbar. Ein 24-70-mm-Objektiv, wie das Sony FE 24-70mm 1:2,8 GM, erweist sich oft als Allrounder.
Details und Feinheiten im Fokus: Fotografiere mit einer Brennweite von 200 mm oder mehr, wenn du eine weit entfernte Szene ins Visier nehmen, bestimmte Merkmale isolieren und die Perspektive komprimieren möchtest. Wir können das Tamron SP 150-600mm F/5-6.3 Di VC USD G2 empfehlen.
Mehr Wirkung mit Filtern
Es gibt einige Filtereffekte, die sich in der Nachbearbeitung nur schwer oder gar nicht reproduzieren lassen – wie das Entfernen von Blend-Effekten auf nicht metallischen Oberflächen mit einem Polfilter oder die Verlängerung der Belichtungszeit mit einem Neutraldichtefilter (auch Graufilter genannt).
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Durch die Beseitigung von Blend-Effekten stellt ein Polfilter die natürliche Farbsättigung wieder her und verbessert den Kontrast; die Bilder haben mehr „Biss“. Der Effekt ist besonders ausgeprägt bei Laub und blauem Himmel, was ihn zu einem unverzichtbaren Filter für die Landschaftsfotografie im Sommer macht.
Die Anwendung ist einfach: Polarisatoren haben ein drehbares Frontelement, und drehst du dieses, siehst du, wie Spiegelungen und Blendungen verschwinden und der blaue Himmel dunkler und heller wird.
Neutraldichtefilter reduzieren die Lichtmenge, die durch das Objektiv fällt, und ermöglichen es dir, die Belichtungszeit künstlich zu verlängern. Obwohl sie vor allem für die Erzeugung von weichem Wasser bekannt sind, ist dies nicht ihr einziges Einsatzgebiet: ND-Filter können interessante Effekte bei sich bewegenden Wolken erzeugen und auch die Bewegung von Pflanzen verwischen und so mehr Dynamik ins Bild bringen.
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Bei der Verwendung von Filtern gibt es grundsätzlich zwei Arten: Einschraubfilter und Systemfilter. Erstere sind zwar oft billiger, haben aber den Nachteil, dass es zu Vignettierungen kommen kann, wenn du zwei oder mehr Filter übereinanderstapelst und wenn du Objektive mit unterschiedlich großen Filtergewinden hast, benötigst du für jedes passende Filter.
Außerdem ist die Verwendung eines Polfilters in Kombination mit anderen Filtern – insbesondere mit Verlaufsfiltern – umständlich. Systemfilter lösen all diese Probleme: Sie sind so konzipiert, dass sie gestapelt werden können, ohne dass es zu Vignettierungen kommt, Polarisatoren sind einfach zu bedienen, und anstatt Filter unterschiedlicher Größe zu duplizieren, musst du nur einen Adapterring für jedes Objektiv kaufen.
ND-Filter: Verlängern die Belichtungszeit je nach Stärke des Filters.
ND-Verlaufsfilter: Erlauben Himmel und Vordergrund in einer Aufnahme richtig zu belichten.
Polfilter: Verstärken die Farben, heben den Kontrast und reduzieren Reflexe.
UV-Filter: Filtern die UV-Strahlung und verringern so den Blaustich.
Wetter im Sommer
Obwohl wir dazu neigen, den Sommer mit langen, warmen Tagen am Strand oder in der Natur zu verklären, ist das Wetter in Wirklichkeit oft recht wechselhaft: weder strahlender Sonnenschein noch Dauerregen, sondern oft ein paar Mini-Hitzewellen, gefolgt von Gewitterstürmen.
Diese Unvorhersehbarkeit beinhaltet aber auch eine gute Nachricht, denn sie bietet hervorragende Möglichkeiten, wenn man das richtige Timing wählt. Bewölkte Tage helfen, die grellen Sonnenstrahlen wie eine Softbox zu streuen und interessante Lichteffekte zu erzeugen, selbst mitten am Tag.
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Die Sonne, die durch die Wolkenlücke dringt, kann die Landschaft in ein schummriges Licht tauchen oder einzelne Elemente hervorheben. Bewölkte Tage eignen sich auch hervorragend für die Küstenfotografie: Setze einen ND-Filter auf dein Objektiv, und verwandele die Wellen in einen ätherischen Nebel und das Meer in eine spiegelglatte Oberfläche.
Ein klarer Himmel ist bei Landschaftsfotograf:innen nicht sehr beliebt, kann aber im Sommer durchaus vorkommen. Unter diesen Bedingungen ist es besser, zur goldenen und blauen Stunde zu fotografieren, wenn das Licht weicher ist und die tief stehende Sonne Formen und Strukturen in der Landschaft zum Vorschein bringt.
Und auch die kurzen Sommernächte sind fotogen: Jetzt zeigt sich die Milchstraße in ihrer vollen Pracht und erlaubt in klaren Nächten atemberaubende Astro-Landschaften.
Auch Gewitter sind im Sommer keine Seltenheit und können dramatische Bilder liefern. Gehe jedoch kein Risiko ein. Es ist leicht, sich von dem Moment mitreißen zu lassen, deshalb solltest du einen Standpunkt wählen, der eine gute Komposition ergibt. Wenn du keine Lust hast, Blitze zu fotografieren, solltest du direkt nach dem Gewitter losziehen, denn dann ist die Luft besonders klar und der Himmel kann immer noch dramatisch sein.
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Farbkontrast: Suche bei Getreidefeldern nach etwas, das die Weite unterbricht, wie etwa eine Mohn- oder Kornblume.
Leuchten am Himmel: Nach Sonnenuntergang kann die Farbe im Sommer noch lange nachleuchten.
Mohnfeld: Gehe mit einem Weitwinkel nah an die Mohnblumen, um Tiefe ins Bild zu bringen.
Nebliger Morgen: Es gibt überraschend viele neblige Morgen im Sommer, die sich für stimmungsvolle Fotos eignen.
Schwieriges Licht
Der Grund, warum die meisten Fotograf: innen den Sommer nicht mögen, liegt darin, dass die Qualität des Lichts weniger fotogen ist als in anderen Jahreszeiten. Die Sonne geht früh auf und steht hoch am Himmel, was harte Schatten und wenig Struktur bedeutet.
Es gibt mehr atmosphärischen Dunst, was dazu führen kann, dass die Landschaft flach und verwaschen wirkt. Auch die Tageslänge macht die Sache kompliziert. Es ist mühsam, früh aufzustehen, um rechtzeitig vor Sonnenaufgang vor Ort zu sein.
Es lohnt sich auf jeden Fall, sich hin und wieder die Mühe zu machen, aber es gibt auch Möglichkeiten, erfolgreiche Landschaftsfotos zu den weniger fotogenen Tageszeiten zu machen, wenn das Licht härter ist. Eine Option ist das Fotografieren in Schwarzweiß.
Das härtere, kontrastreichere Licht eignet sich gut für Schwarzweiß-Bilder, und der Schwerpunkt liegt eher auf den Grundlagen der Komposition: Form, Linie, Textur und Kontrast.
Wenn du Schwierigkeiten hast, dir vorzustellen, welche Szenen in Schwarzweiß funktionieren können, verwende die Live-Ansicht und einen monochromen Bildmodus, um einen ersten Eindruck davon zu gewinnen.
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Eine natürliche Erweiterung der Monochrom-Fotografie ist die Infrarot-Fotografie. Hartes, kontrastreiches Licht ist ideal, wobei der blaue Himmel als tiefes Schwarz aufgenommen wird, das in dramatischem Kontrast zu den hellen Wolken steht.
Das Laub wird zu einem geisterhaften Weiß, das den Bildern ein außerweltliches Aussehen verleiht. Und das Tolle ist: Je stärker das Sonnenlicht ist, desto stärker ist der Effekt. Digitalkameras haben allerdings einen Infrarot-Sperrfilter über dem Sensor.
Die besten Ergebnisse erzielst du also mit einer Kamera, die für die Infrarot-Fotografie umgerüstet wurde.
Du kannst jedoch mit Infrarot experimentieren, indem du einen Infrarotfilter einsetzt. Dieser blockiert das Licht des sichtbaren Spektrums, sodass nur Infrarotlicht den Sensor erreicht.
Es sind lange Belichtungszeiten erforderlich, und einige Kameras liefern bessere Ergebnisse als andere.
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Sonnenaufgang und Sonnenuntergang können in den Sommermonaten ganz unterschiedlich wirken. Sonnenuntergänge sind in der Regel dunstiger, da Staub und Verschmutzung Zeit hatten, sich in der Luft zu sammeln, insbesondere an warmen, windstillen Tagen.
Im Gegensatz dazu ist die Atmosphäre am Morgen meist klarer, weil die Luftfeuchtigkeit in der Nacht höher ist und weniger Staub unterwegs ist.
Der Sommer kann schwierige Bedingungen mit sich bringen – aber du meisterst diese Situationen ganz sicher!
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