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Stillleben fotografieren

Auch wenn es in der kalten Jahreszeit weniger Motive gibt, musst du deine Kamera nicht in den Winterschlaf schicken. Wie wäre es stattdessen mit einem Heimprojekt? Bei dir Zuhause gibt es reichlich Motive für abwechslungsreiche Stilllife-Aufnahmen. Ziel ist die eine, möglichst perfekte Aufnahme. Der Weg dahin? Sich möglichst viel Zeit nehmen und dazu manchen unserer Tricks nutzen.

Mit wenig Aufwand zur idealen Lichtstimmung

Bei einem guten Stillleben kommt es nicht nur auf die Auswahl und Zusammenstellung der Gegenstände an, sondern auch auf eine exakte Lichtsetzung. Hobbyfotografen benötigen aber keine Studioausrüstung, um sehenswerte Resultate zu erzielen. Beim klassischen Stillleben fällt Streiflicht auf die arrangierten Objekte. Es genügen oft schon eine einfache Schreibtischlampe, Styroporplatten und ein Reflektor, um das Motiv wunschgemäß zu beleuchten. Wenn du lieber mit natürlichem Licht arbeitest, baue dein Stillleben an einem hellen Fenster auf.

Blumen, Bücher oder Bauklötze

Dir fehlt noch eine zündende Motividee? Da fast jeder Gegenstand allein oder zusammen mit anderen Objekten abgebildet werden kann, sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Lebensmittel, Blumen und Geschirr sind die Klassiker des Stilllebens, aber auch Schmuck, Kosmetikartikel, Spielwaren oder Instrumente eignen sich perfekt. Achte lediglich auf eine homogene Zusammenstellung.

Unverzichtbar: das Stativ

Ein Stativ mit Kugelkopf und umlegbarer Mittelsäule (z.B. das Manfrotto Befree GT XPRO) ist empfehlenswert, um die Kamera in die ideale Aufnahmeposition zu bringen. Auf diese Weise kannst du den gewünschten Bildausschnitt beibehalten, selbst wenn du noch Änderungen am Aufbau des Stilllebens vornehmen möchtest – und natürlich längere Belichtungszeiten realisierst, ohne zu verwackeln.

Stillleben mit  Ausdauer

Lasse dich von den bekannten Langzeitbelichtungen des Fotografen Michael Wesely inspirieren und fertige ein besonderes Stillleben an. Dazu benötigest du lediglich einen Blumenstrauß, eine gedämpfte Lichtquelle und etwas Zeit. Durch die lange Belichtungszeit wird das Absinken der Blüten dokumentiert.

Foto: Sebastian Barsch

Spiel mit der Perspektive

Während das klassische Stillleben aus der Malerei die Gegenstände frontal von vorn zeigt, lässt dir die Fotografie in der Wahl der Perspektive deutlich mehr Freiheiten. Eine Aufnahmeposition etwa auf Augenhöhe sorgt für eine harmonische Bildwirkung. Je steiler der Blickwinkel, desto höher ist das Risiko, dass die Aufnahme zu eindimensional wirkt. Wähle deshalb unterschiedlich große Objekte aus, um dem Foto Tiefenwirkung zu verleihen.­ Aus frontaler Perspektive kommt es darauf an, ein besonderes Augenmerk auf die Gestaltung des Vorder- und Hintergrunds zu legen. Bei der Ansicht von oben gilt es dagegen, alle Gegenstände so zu arrangieren, dass keine auffallende Lücke entsteht. Achte zudem auf einen passenden Schärfeverlauf: Soll ein Gegenstand im Mittelpunkt stehen, fokussiere darauf, sodass der Hintergrund unscharf wird. Wenn allen Objekten die gleiche Gewichtung zukommt, dann achte auf eine durchgehende Schärfentiefe.

Regelmäßiger Kontrollblick durch den Sucher

Symmetrisch, nach der Drittelregel oder entsprechend der Fibonacci-­Spirale: Gestalte das Stillleben ganz nach deinen Vorstellungen. Werfe aber zwischendurch einen Blick durch den Sucher und arrangiere den Aufbau so lange, bis alles stimmig wirkt.

Mit Pipette und Pinzette zum perfekten Bild

Um feine Objekte, wie zum Beispiel einzelne Sprossen, zielgenau platzieren zu können, ist eine Pinzette hilfreich. Mit einer Pipette oder Spritze wiederum kannst du Flüssigkeiten exakt dosieren. Patzer korrigierst du mit einem Wattestäbchen.

Das passende Objektiv für jede Situation

Eine leichte Telebrennweite von bis zu 105 Millimetern ist ideal, um Stillleben aus frontaler Perspektive aufzunehmen, zum Beispiel das Sigma 50-100mm 1:1,8 DC HSM. Wenn du senkrecht nach unten fotografierst, ist der Abstand zum Motiv geringer: Eine Festbrennweite mit 50 Millimeter genügt, etwa das Canon EF 50mm 1:1,4 USM.

Stilvoller Hintergrund aus dem Baumarkt

Ein authentischer Hintergrund verstärkt die Wirkung des Stilllebens. Wer keinen rustikalen Holztisch oder Parkettboden zu Hause hat, behilft sich mit entsprechenden Latten aus dem Baumarkt. Auch Kacheln, Steinplatten, Stoffbahnen oder Tapetenreste geben einen passenden Hintergrund.

Inspiration aus der Malerei

Im 17. und 18. Jahrhundert waren Stillleben in der Malerei besonders beliebt. Je nach Zusammenstellung der per definitionem toten Gegenstände unterschied man zwischen unzähligen Unterarten der Gattung, zum Beispiel Früchte-, Musikinstrumente- oder auch Jagdstillleben. Wer bereits mit einfachen Gegenständen und Arrangements geübt hat und seinen fotografischen Anspruch steigern möchte, kann sich von den Gemälden niederländischer und deutscher Künstler wie Pieter Claesz oder Georg Flegel inspirieren lassen. So entwickelst du schnell ein Gespür dafür, welche Gegenstände bei opulenteren Aufbauten gut miteinander harmonieren. Zudem lohnt es sich, die Lichtführung genau zu studieren: Meist beleuchtet ein Streiflicht die Gegenstände, manchmal fällt aber auch ein zielgerichteter Lichtstrahl darauf – traue dich, zu experimentieren!

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